Tarifrunde Metall- und Elektro:
* Zitzelsberger: "Die Arbeitgeber haben die letzte Chance auf eine riedliche Einigung verspielt. Nun bekommen sie den Unmut der Beschäftigten zu spüren." Zehntausende Beschäftigte im Land unterstützen IG Metall mit
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* Verhandlungen werden am 9. März fortgesetzt
Leinfelden-Echterdingen. Die Verhandlungspartner in der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg sind auch nach der 3. Verhandlung ohne ein Ergebnis zu den verschiedenen Themen auseinandergegangen. Südwestmetall hat lediglich erneut bekräftigt, erst dann wieder Spielraum für Entgelterhöhungen zu sehen, wenn das Vorkrisenniveau erreicht sei. IG Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger: "Die Arbeitgeber lassen bis dato wenig Bereitschaft erkennen, Ideen und Konzepte zur gemeinsamen Gestaltung der Zukunft zu entwickeln. Stattdessen drängen sie nach wie vor auf Verschlechterungen der Tarifverträge. Wir haben lange genug davor gewarnt, aber nun sind Warnstreiks nach Ende der Friedenspflicht unausweichlich."
Verschlechterungen im Flächentarif, wie von den Arbeitgebern gefordert, schließt Zitzelsberger aus. Mit dem Pforzheimer Abkommen gebe es bereits ausreichend Möglichkeiten für notleidende Betriebe, zeitlich befristet vom Tarifvertrag abzuweichen. In der heutigen Verhandlung hat die IG Metall zudem Möglichkeiten aufgezeigt, wie durch Vereinfachungen von Tarifverträgen und der Schaffung zusätzlicher Instrumente zur Beschäftigungssicherung ein Nutzen für beide Seiten entstehen kann. Zitzelsberger: "Leider sehen wir bisher nicht, dass die Arbeitgeber auf dieser Basis ernsthafte Lösungen suchen wollen. Das versuchen wir weiterhin am Verhandlungstisch, aber jetzt werden wir auch die Gangart in den Betrieben verschärfen." Als vierter Verhandlungstermin wurde der 9. März vereinbart.
Wirtschaftliche Lage im Südwesten zeigt weiter bergauf
Die IG Metall fordert in der aktuellen Tarifrunde ein Entgelt-Volumen von 4 Prozent bei 12 Monaten Laufzeit, das zur Stabilisierung der Einkommen und zur Sicherung von Beschäftigung eingesetzt werden soll. Außerdem will die IG Metall einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge schaffen und die Perspektiven für Auszubildende und dual Studierende verbessern.
Rückenwind kommt von der jüngsten Betriebsräteumfrage im Südwesten, wonach sich die Lage der M+E-Betriebe im Land weiter stabilisiert: Demnach bezeichnen aktuell 68 Prozent der Befragten die Situation in ihren Betrieben als "sehr gut" bis "normal", im November 2020 waren das noch 54 Prozent, gegenüber 41 Prozent im Juli 2020. Die aufgehellte Stimmung deckt sich auch mit dem gestiegenen Ifo-Geschäftsklimaindex, wonach insbesondere das verarbeitende Gewerbe optimistisch in die Zukunft blickt.
Resolution gegen Verschlechterungen im Flächentarif
"Die Beschäftigten sind sauer und bereit, ihren Unmut zeigen", so Zitzelsberger. Eine Resolution, mit der Belegschaften die Forderungen der IG Metall unterstützen und Verschlechterungen im Flächentarif ablehnen, war im Vorfeld der 3. Verhandlung von mehr als 200 Betriebsrats- und Vertrauensleutegremien unterzeichnet worden, Tendenz steigend. An 3 bezirksweiten Aktionstagen in Südbaden, Südwürttemberg-Hohenzollern und Nordwürttemberg-Nordbaden haben sich zudem im Februar Zehntausende Beschäftigte beteiligt und bewiesen, dass mit den entsprechenden Hygienekonzepten auch Corona-konforme Aktionen möglich sind.
Vom Flugblatt bis zum Mobilitätskorso
Allein am heutigen Verhandlungstag gab es Aktionen in mehreren Dutzend Betrieben sowie eine Aktion der IG Metall-Jugend am Verhandlungsort. Unter anderem versammelten sich Hunderte Beschäftigte von Porsche, Daimler und weiteren Betrieben auf dem Cannstatter Wasen, zuvor gab es einen Mobilitätskorso durch Stuttgart. Im Ulmer Donautal kamen vor Magirus-Iveco ebenfalls Beschäftigte mehrerer Betriebe zusammen. Bei Voith in Crailsheim gab es eine Flugblatt-Aktion und in Betrieben im Gebiet der Geschäftsstelle Bruchsal wurden Postkarten mit den IG Metall-Forderungen gesammelt, die an Südwestmetall geschickt werden. Das Ende der Friedenspflicht wird bundesweit mit einem digitalen Aktionstag am Nachmittag des 1. März eingeleitet, ab 0 Uhr am 2. März folgen dann die ersten Nachtschichten mit Warnstreiks.
Letzte Änderung: 02.03.2021