Metall- und Elektro-Tarifrunde 2018

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15.11.2017 Auftakt der Metall- und Elektro-Tarifrunde ohne Annäherung

IG Metall Baden-Württemberg
Pressemitteilung 50/2017
15. November 2017

Auftakt der Metall- und Elektro-Tarifrunde ohne Annäherung - IG Metall-Verhandlungsführer Zitzelsberger: Vorstellungen der Arbeitgeber zur Arbeitszeit ignorieren die Realität - Zweite Verhandlung am 14. Dezember

Böblingen. Die erste Verhandlung in der Metall- und Elektroindustrie-Tarifrunde in Baden-Württemberg hat kein Ergebnis gebracht. Nach mehr als zwei Stunden trennten sich die Vertragspartner in Böblingen ohne Annäherung. Roman Zitzelsberger, Verhandlungsführer und IG Metall-Bezirksleiter für Baden-Württemberg: "Die ökonomischen Rahmenbedingungen könnten kaum besser sein. Trotzdem werden die Arbeitgeber nicht müde, sich armzurechnen und erklären unsere Vorstellungen zum Entgelt und zur Arbeitszeit für zu teuer. Bis zur nächsten Verhandlung am 14. Dezember hat die Gegenseite jetzt einen Monat Zeit, um sich deutlich zu bewegen."

Die IG Metall fordert in der Tarifrunde 2018 für die mehr als 900 000 Beschäftigten in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie eine Entgelterhöhung von 6 Prozent für 12 Monate. Die Forderung beinhaltet wie in der Vergangenheit einen Ausgleich für die gestiegene Produktivitätsentwicklung sowie die EZB-Zielinflation, zudem enthält sie eine Umverteilungskomponente zur Stärkung des privaten Konsums.

Entgeltforderung ökonomisch begründbar und angemessen

Zudem will die IG Metall einen individuellen Anspruch auf Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden für bis zu 2 Jahre mit Rückkehrrecht zur 35-Stunden-Woche erreichen. Für Beschäftigte mit zu pflegenden Angehörigen oder Kindern unter 14 Jahren soll es dafür einen Entgeltzuschuss von um die 200 Euro pro Monat geben, soweit sie ihre Arbeitszeit um mindestens 3,5 Stunden die Woche reduzieren. Für Beschäftigte in Schichtarbeit und anderen belastenden Arbeitszeitmodellen, die ihre Arbeitszeit absenken, fordert die IG Metall einen Zuschuss von um die 750 Euro pro Jahr.

Zitzelsberger: "Unsere Entgeltforderung ist ökonomisch begründbar und angemessen, die bundesweiten Wachstumsprognosen für 2017 und 2018 wurden zuletzt allesamt nach oben korrigiert. In der Metall- und Elektroindustrie läuft es noch besser und die Exporte haben wieder angezogen. Wesentlicher Wachstumstreiber ist aber vor allem der private Konsum." Die Entgeltpolitik der IG Metall in der Vergangenheit werde bestätigt. Zudem plädieren der Internationale Währungsfonds, die Bundesbank sowie die EZB für stärkere Lohnsteigerungen, um der wachsenden sozialen Ungleichheit entgegenzuwirken.

Möglichkeit, kürzer zu arbeiten, trifft Nerv der Gesellschaft

Der IG Metall komme somit auch eine gesellschaftspolitische Rolle zu, das gleiche gelte für die Forderung nach einer Option auf kürzere Arbeitszeiten: "Wir brauchen Arbeitszeiten, die zum Leben der Menschen passen. Mehr Zeit für Kinder oder Pflege ist vielen Beschäftigten ein Bedürfnis; ebenso Entlastungsmöglichkeiten in restriktiven Arbeitsmodellen wie Schichtarbeit. Das wollen wir in der Tarifrunde 2018 erreichen und damit auch gesellschaftspolitisch in der Arbeitswelt Akzente setzen", so Zitzelsberger. Thema der Verhandlungen sollen zudem Regelungen zum Personalausgleich sein, damit sich der Leistungsdruck durch die Option auf Arbeitszeitreduzierung nicht erhöht. Darüber hinaus will die IG Metall über tarifliche Rahmenregelungen zu mobiler Arbeit reden.

Kein Verständnis hat der Gewerkschafter für die harte Haltung der Gegenseite zum Arbeitszeit-Thema: "Die Arbeitgeber nehmen die Bedürfnisse der Beschäftigten nach wie vor nicht ernst und ignorieren die Realität. Bei unserer Forderung von einer ,Stilllegeprämie für Fachkräfte" zu reden, ist widersinnig. Die Option, vorübergehend kürzer zu arbeiten, macht die Unternehmen erst für Fachkräfte attraktiv und genau das wünschen sich Beschäftigte für eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben."

Forderungskatalog der Arbeitgeber widerspricht Bedürfnissen der Beschäftigten
Eine Absage erteilte Zitzelsberger auch seitens der Arbeitgeber aufgestellten Forderungen zur Arbeitszeit wie beispielsweise einer Ausweitung von 40-Stunden-Verträgen über heutige Quoten, einer vom Arbeitgeber angeordneten situationsbezogenen kollektiven Arbeitsausweitung sowie Vorstellungen zur Umwandlung der täglichen in eine wöchentliche Maximal-Arbeitszeit. "Solche Vorschläge widersprechen den Bedürfnissen der Beschäftigten und sind mit der IG Metall nicht zu machen."

Beim zweiten Treffen am 14. Dezember in Ludwigsburg erwartet die IG Metall ein Angebot, um schnellstmöglich in ernstzunehmende Verhandlungen über Entgelt und Arbeitszeit zu kommen. Die Friedenspflicht endet am 31. Dezember, danach sind Warnstreiks möglich.

Mit freundlichen Grüßen

Petra Otte
Pressesprecherin

Anhang:

Tarif-Newsletter Nr. 1

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Letzte Änderung: 12.01.2018