Protest bei Zeiss in Oberkochen
Über 800 Beschäftigten der Zeiss Microscopy aus Göttingen und Oberkochen haben am 9. Dezember 2015 gemeinsam vor der Vorstandszentrale des Zeiss-Konzerns protestiert. Die Beschäftigten wehren sich gegen das Vorhaben der Geschäftsführung, den Microscopy-Standort in Göttingen zu schließen und die Microscopy-Produktion von Oberkochen nach Cambridge zu verlagern.
Aus Göttingen waren acht Busse auf die Ostalb gekommen. Die Kolleginnen und Kollegen hatten einen Riesenstapel mit mehr als 17.000 Unterschriften mitgebracht. Die Göttinger Reinhard Dickehuth (VK-Vorsitzender) und Torsten Dreyer (Betriebsratsvorsitzender) überreichten die Protestnoten dem Vorstandvorsitzenden Dr. Michael Kaschke. Nicht nur die Zeiss-Beschäftigten, auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus Südniedersachsen haben sich für den Erhalt des gesamten Standorts der Mikroskopie in Göttingen eingesetzt. Torsten Dreyer wies auf die große Bedeutung und die Tradition des Zeiss-Werks in Göttingen hin. "Wir haben reiche Erfahrung mit Prozessen und Qualität, wir haben eine hoch qualifizierte und motivierte Belegschaft. Das alles hat die Geschäftsführung ignoriert und eine Entscheidung über die Köpfe der Göttinger Belegschaft hinweg getroffen."
Manfred Zaffke, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Südniedersachsen-Harz kritisierte: "Die angeblich alternativlose Umsetzung der Verlagerungspläne gefährdet die gesamte Microscopy. Eine Restfertigung alleine mit einer Restmannschaft von 240 Kolleginnen und Kollegen in Göttingen ohne Entwicklung, Produktmanagement, Einkauf und Controlling ist nicht zukunftsfähig, sondern zum Sterben verurteilt. Wir verlangen ein Zukunftskonzept statt der einfallslosen Kahlschlagpläne."
Bernd Huber, Vorsitzender des Betriebsrats der CZ Microscopy Oberkochen, stellte die Logik der Verlagerung der Produktion von Oberkochen nach Cambridge (UK) in Frage: "Eine Entwicklung ohne Produktion ist nicht praxistauglich."
Markus Neumann vom Betriebsrat der CZ Microscopy in München und Henning Schrader, Betriebsratsvorsitzender der Vetriebs- und Service-Sparte zeigten sich solidarisch und wiesen darauf hin, dass die Mikroskopie im Ganzen funktionsfähig bleiben müsse. Dies sei durch das Konzept der Geschäftsführung nicht gewährleistet.
Herbert Rehm von der IG Metall in Aalen zeigte sich zufrieden mit der guten Beteiligung der Beschäftigten: "Die große Zahl der Beschäftigten zeigt dem Zeiss-Vorstand eindringlich, dass es um die berufliche Existenz von Menschen und nicht nur um betriebswirtschaftliche Kennzahlen geht. Die Beschäftigten verlangen statt Produktionsverlagerung ein Zukunftskonzept und fordern statt Kündigungen Standortgarantien und Beschäftigungssicherung".
Fotos: IG Metall
Links:
Aalener Nachrichten: Totengräberstimmung in Oberkochen
Schwäbische Post: Protest gegen Arbeitsplatzabbau bei Zeiss
17.000 Unterschriften aus Göttingen
HNA: Kreistag: Einstimmige Resolution gegen Job-Abbau bei Zeiss
Letzte Änderung: 11.12.2015