Das war unsere Kundgebung!
AALEN (oap) - Metaller stehen geschlossen hinter den Forderungen der IG Metall
Kämpferisch zeigte sich die IG Metall Aalen am Montagnachmittag bei einer Kundgebung auf dem Spritzenhausplatz. Rund 700 Kolleginnen und Kollegen waren trotz des kalten Regenwetters gekommen, um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren und den Arbeitgebern zu Beginn der vierten Verhandlung in der Tarifauseinandersetzung zu zeigen, dass sie hinter den Forderungen ihrer Gewerkschaft stehen.
Beschäftigte der Firmen Seydelmann und Zeiss Vision waren in Demonstrationszügen durch Aalen bis zur Kundgebung gezogen. Aus vielen anderen Betrieben, wie SHW, Zeiss und Alfing, kamen die Mitglieder in Bussen.
"Ihr wisst, dass die IG Metall für lösungsorientierte Tarifpolitik steht und dass die IG Metall mit der Tarifpolitik nah an den Bedürfnissen der Menschen steht. Deshalb fordern wir in dieser Tarifbewegung nicht nur eine Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütung, sondern eine tarifliche Bildungsteilzeit und eine bessere Altersteilzeit", rief Josef Mischko, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Aalen, der Menge zu.
Die Arbeitgeber würden sich vollkommen unglaubwürdig machen, wenn sie den Beschäftigten Durchhalteparolen zuriefen, die Altersteilzeit um die Hälfte kürzen und sie für besonders Belastete anwenden wollten, wetterte Mischko. "Wenn die Arbeitgeber die Altersteilzeit nur als Problemlösung für diejenigen ansehen, die nicht mehr können, ist das eine Provokation", rief Mischko aus.
Zahlreiche Zwischenrufe zeigten, dass die Kolleginnen und Kollegen die Forderungen der IG Metall tragen. Mit einem annehmbaren Ergebnis in der vierten Verhandlung rechnete hier niemand. "Wir sind bereit für die Urabstimmung und bereit für den Streik", ertönte es wütend aus der Menge. "Die Menschen wollen einen geregelten Ausstieg aus dem Arbeitsleben. Sie wollen nicht kaputt in die Rente stolpern, sondern noch etwas vom Leben haben", rief Mischko.
Warnstreiks seien unnötig, meinte Roland Hamm, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Aalen und Schwäbisch Gmünd. Darin sei er sich mit Jörn P. Makko vom Arbeitgeberverband Südwestmetall einig. "Aber doch nur unter der Bedingung, dass unsere Forderungen erfüllt sind", schimpfte Hamm. Den Fachkräftemangel hätten die Arbeitgeber selbst produziert, so Hamm weiter. Alleine im Ostalbkreis gäbe es rund 2.000 junge Menschen, die nie eine Chance für eine Erstausbildung erhalten hätten. Auch deshalb brauche man die Altersteilzeit: Damit junge Menschen die Chance auf eine Festanstellung erhalten.
Alle Experten bestätigten, dass in den nächsten Jahren der Bedarf an Qualifizierung enorm anwachsen werde. Alleine durch die bevorstehenden technologischen Entwicklungen wie Digitalisierung oder Industrie 4.0 fielen 50 Prozent der Tätigkeitsprofile weg und neue entstünden, erklärte Hamm.
"Die Beschäftigten sind bereit sich zu engagieren. Dieses Engagement für Weiterbildung sollte gefördert und belohnt werden. Stattdessen erklären die Arbeitgeber, es sei das Privatvergnügen der Menschen. Es sind jedoch die Unternehmen, die gut ausgebildete Beschäftigte brauchen und sie mit Kusshand nehmen", sagte Hamm und fügte hinzu: "Wir sind entschlossen zu kämpfen. Wir werden aus den Verhandlungen nicht rausgehen, bis wir zu allen drei Forderungen belastbare Ergebnisse erzielt haben", rief Hamm. "Millionen sind stärker als Millionäre", zitierte Hamm den legendären Gewerkschafter Willi Bleicher, bevor Liedermacher Sepp Raith die Kundgebung mit seinen sozialkritischen Liedern ausklingen ließ.
Fotos: Peter Hageneder
Letzte Änderung: 25.02.2015