Metall-Tarifrunde 2015
HEUBACH (oap) - Die Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie befindet sich in einer entscheidenden Phase. Mehr als 100.000 Mitglieder haben sich bereits seit dem Ende der Friedenspflicht an Warnstreiks beteiligt und zeigen damit, was sie von dem aktuellen Angebot der Arbeitgeber halten. Auf einer gut besuchten Funktionärskonferenz stimmten sich Metallerinnen und Metaller aus dem Ostalbkreis auf weitere Warnstreiks ein und machten Druck für das Forderungspaket der Tarifrunde 2015.
"Hier muss noch ordentlich drauf gelegt werden", sagte Roman Zitzelsberger, IG Metall-Verhandlungsführer und Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, vor fast 200 aktiven Metallerinnen und Metallern der IG Metall Aalen und Schwäbisch Gmünd am Mittwochabend in der Stadthalle Heubach. 2,2 Prozent Lohnerhöhung sehe zwar als erstes Angebot nicht so schlecht aus, doch mit der Halbierung der Altersteilzeit von vier auf zwei Prozent und der strikten Ablehnung der Bildungsteilzeit sei das Angebot völlig unzureichend, so Zitzelsberger. "Bei den Warenstreiks zeigen die Kolleginnen und Kollegen Entschlossenheit und legen ein Tempo vor, das sich sehen lassen kann", meinte Zitzelberger und fügte hinzu: "Mit unserem Forderungspaket haben wir den Nerv der Mitglieder getroffen."
Bei der Altersteilzeit gehe es darum, dass Menschen in Anstand und Würde aus dem Betrieb ausscheiden, nicht erst dann, wenn Sie nicht mehr arbeiten könnten. Das Argument der Arbeitgeber, dass sie schon genug für Weiterbildung tun und dafür acht Milliarden Euro bereitstellen, beinhalte vier Milliarden Euro für die Erstausbildung, erläuterte Zitzelsberger. Von den restlichen vier Milliarden Euro würden 90 Prozent für die notwendige betriebliche Weiterbildung verwendet, so dass am Ende nur 400 Millionen Euro für die Weiterqualifizierung der Mitarbeiter zur Verfügung stünden. Das seien lediglich 0,4 Promille der Umsätze, meinte Zitzelsberger.
"Qualifikation ist kein Privatvergnügen. Das kommt doch auch den Betrieben zu Gute", sagte Jugendvertreter Daniel Sauerbeck.
Im Grunde seien sich Arbeitgeber und Gewerkschaft einig, dass Fachkräfte gebraucht würden, meinte Roland Hamm, erster Bevollmächtigter der IG Metall Aalen und Schwäbisch Gmünd. Daher sei die Ablehnung der Bildungsteilzeit völlig unverständlich, so Hamm. "Wenn sich die Arbeitgeber nicht bewegen, müssen wir uns bewegen. Es stimmt, dass die Warnstreiks völlig unnötig sind. Die Arbeitgeber müssten nur ein vernünftiges Angebot machen", sagte Hamm zu den rund 300 anwesenden Funktionären. Bis Monatsende erwarte er ein vernünftiges Ergebnis. Bis auf ein paar strukturell bedingten Ausnahmen sei die konjunkturelle Entwicklung bei vielen Betrieben sehr gut. Es sei wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen wieder mehr Geld in die Hand bekommen würden. Der private Konsum sei einer der wichtigsten Wachstumsfaktoren in Deutschland, führte Hamm aus. Die Arbeitgeber argumentierten damit, die Fachkräfte in den Unternehmen halten zu wollen und fordern deswegen die Altersteilzeit von vier auf zwei Prozent zu halbieren, meinte Hamm. "Doch wenn man genauer hinschaut, sieht man eklatante Defizite in der Aus- und Weiterbildung", schimpfte Hamm. Bei der geforderten Bildungsteilzeit gehe es um das Ansparen von Zeit und noch nicht einmal um die Finanzierung der Maßnahmen. "Die Kolleginnen und Kollegen nehmen hier persönliche Entbehrungen auf sich", so Hamm. Die Warnstreiks seien sehr ernst gemeinte Warnungen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und auf eine kompromißfähige Ebene zu kommen. Am 11. Februar werden die Verhandlungen mit den Arbeitgebern fortgesetzt. "Wenn das am 11. nichts wird, sind wir in der Lage weiterzugehen", meinte Hamm. Es wolle noch nicht von Urabstimmung oder ähnlichem reden, stimmte Hamm in die heiße Phase der Tarifverhandlungen ein. "Argumente alleine reichen anscheinend nicht. Unsere Forderungspaket ist nicht realitätsfremd, sondern nah bei unseren Mitgliedern." Der donnernde Applaus und die Stimmung im Saal zeigte deutlich die Entschlosseheit und Kampfbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen.
Fotos: Peter Hageneder
Letzte Änderung: 10.02.2015