Betriebsräte-Empfang 2014
AALEN (oap) - Zahlreiche neu gewählte und "altgediente" Betriebsräte kommen zum Betriebräte-Empfang in die Aalener Stadthalle. Oberbürgermeister Thilo Rentschler lobt die wichtige Arbeit der Betriebsräte.
"90 Prozent der gewählten Betriebsräte sind IG Metall Mitglieder", begrüßte Josef Mischko, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Aalen, die Betriebsräte am Montagnachmittag in der Aalener Stadthalle beim Betriebsräte-Empfang und fügte hinzu: "Wenn man Zukunft gestalten will, kann man das nur gemeinsam machen!" Die Kolleginnen und Kollegen hätten zwar Gegenwind, doch er wolle ihnen Mut machen, denn sie seien nicht alleine, so Mischko. Außer einer starken IG Metall würden viele Netzwerk- und Kooperationspartner die Betriebsratsarbeit unterstützen, sagte Mischko und stellte die 21 Netzwerkpartner, die sich in der Stadthalle präsentierten, vor. Mischko erinnerte an den Fall von Gerhard Büttner, Betriebsratsvorsitzender von VW Wagenblast, im letzten Jahr. "Gerhard hatte aktive Betriebsratsarbeit geleistet und sollte aus dem Betriebsrat gedrängt werden", sagte Mischko. Nicht zuletzt durch die massive Unterstützung der IG Metall, der vielen Mitglieder und der Netzwerkpartner habe Büttner die Gerichtsverhandlungen gewonnen, sagte Mischko. Doch der Preis sei hoch gewesen, da Büttner auf Grund der hohen psychischen Belastungen nach der Verhandlung schwer erkrankt sei, erklärte Mischko und wünschte dem beliebten Kollegen gute Besserung.
Landrat Klaus Pavel dankte den Betriebsräten für ihren Einsatz. Sie würden eine wichtige Verantwortung für ihre Kollegen und auch ihr Unternehmen übernehmen, sagte Pavel. Aalens Oberbürgermeister Thilo Rentschler lobte die neue Kampange "Revolution Bildung" der IG Metall Jugend. Bildung dürfe kein Tabuthema mehr sein, forderte Rentschler. Vor dem Hintergrund der jüngsten Europa- und Komunalwahl erinnerte Rentschler an die Errungschaften der Demokratie und bezeichnete die Betriebsratswahlen als "betriebliche Demokratie". Er beglückwünschte die neu gewählten Betriebsräte zu ihrem mutigen Schritt, sich als Kandidaten aufstellen zu lassen. "Demokratie funktioniert nur, wenn es auch Persönlichkeiten gibt, die sich für ein Amt zur Verfügung stellen", lobte Rentschler.
Die Wahlen zum Betriebsrat finden alle vier Jahre zwischen März und Mai statt. Im Bereich der IG Metall Aalen waren in 53 Betrieben rund 22.500 Wahlberechtigte aufgerufen, insgesamt 475 Betriebsratsmitglieder zu wählen. Die Wahlbeteiligung lag mit 68,4 Prozent um rund fünf Prozent niedriger als bei den letzten Wahlen vor vier Jahren.
Roland Hamm, erster Bevollmächtigter der IG Metall Schwäbisch Gmünd und Aalen, erinnerte an den Kampf um die 35-Stundenwoche vor 30 Jahren. Damals hätten die Ziele "Sichere Beschäftigung", "Gesundes Arbeiten" und "Mehr Zeit zum Leben, Lieben und Lachen" im Mittelpunkt gestanden. Allerdings habe eine zeitnahe Entlastung nicht erreicht werden können, da sich in vielen Betrieben anstatt der angedachten täglichen Verkürzung Freischichtkonten angehäuft hätten, sagte Hamm. Heute erzeuge die Globalisierung zusammen mit der Informatisierung eine Vielzahl neuer Arbeitssysteme des Zusammenwirkens von Mensch. Maschine und Organisation, führte Hamm aus. "Arbeit ist keine Ware wie jede andere. Sie ist nicht beliebig abrufbar und wegwerfbar", sagte Hamm und forderte eine neue Ordnung und Fairness am Arbeitsmarkt und im Betrieb. Es ginge darum die Wertschätzung von Arbeit neu zu definieren. Flexibilität am Arbeitsplatz dürfe keine Einbahnstraße sein und die Beschäftigten würden hier zu Recht entsprechende Gegenleistungen in Form von Geld, Freizeit oder Zuschlägen fordern, so Hamm. Bildungsangebote müssten wahrgenommen werden können, ohne dass dadurch der Arbeitsplatz gefährdet würde oder dies zu einer unzumutbaren Belastung in der Familie führe. Die Gesundheit der Beschäftigten sei vor Überforderung zu schützen und es müsse zudem weiterhin flexible Altersübergänge geben. "Nur eine gestaltende und beteiligungsorientierte Betriebspolitik bringt uns in die Offensive", sagte Hamm und forderte die Betriebsräte auf aktive Betriebspolitik zu betreiben und eine neue Beteiligungskultur zu schaffen.
Die IG Metall Jugend stellte die neue Kampagne "Revolution Bildung" vor. Bildung sei in den letzten Jahren immer mehr zu einer Ware geworden, sagte Tashina Kummer, frühere Jugendvertreterin und frisch gewählte Betriebsrätin bei Carl Zeiss. Immer weniger Menschen könnten sich gute Bildung leisten. Der Bildungserfolg und die Perspektiven junger Menschen würden hauptsächlich vom Elternhaus bestimmt. Von Chancengleichheit sei das Bildungssystem in Deutschland weit entfernt, so Kummer. Die IG Metall Jugend trete mit der Kampagne "Revolution Bildung" für Bildungsgerechtigkeit und freien Zugang zur Bildung für alle ein. "Bildung ist die Voraussetzung für Selbstbestimmung und Verantwortlichkeit. Deshalb muss Bildung kostenlos sein", forderte Kummer und lud zum Aktionstag der IG Metall Jugend auf dem Aalener Greutplatz am 5. Juni ein.
Letzte Änderung: 10.09.2014