Große Tarifkonferenz der IG Metall
IG Metall fordert Arbeitgeber zeitnah zu Gesprächen über Werkverträge auf. Konferenz berät Themen der M+E-Tarifrunde 2015
Stuttgart - Die IG Metall in Baden-Württemberg begrüßt den von Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger angebotenen Konsenskurs zum Thema Werkverträge. "Wir freuen uns, dass die Arbeitgeber ihre Blockadehaltung zu diesem wichtigen Thema scheinbar aufgegeben haben", sagte IG Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger.
Die Gewerkschaft fordert die Arbeitgeber auf, zeitnah Gespräche aufzunehmen, um möglichst noch vor der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie 2015 Lösungen zu finden.
Zuvor hatte Dulger gegenüber Medien erklärt, beim Thema Werkverträge mit der IG Metall eine Einigung auf tariflicher Ebene anzustreben. "Diesen Worten müssen die Arbeitgeber nun Taten folgen lassen", betonte Zitzelsberger. Ziel der Gewerkschaft ist es, die Arbeitnehmervertreter beim Einsatz von Werkverträgen zu beteiligen. "Insbesondere der massenhafte Einsatz in Unternehmens-Kernfeldern wie Entwicklung, Produktion und Logistik bedarf einer klaren Regelung", sagte Zitzelsberger.
Die IG Metall prangert seit Jahren Ausbreitung und Missbrauch von Werkverträgen an. In der Metall- und Elektroindustrie arbeiten nach ihrer Erkenntnis bundesweit mehr als eine Million Menschen als Leiharbeiter oder mit Werkverträgen. Das entspricht fast einem Drittel aller Beschäftigten in der Branche. In der Autoindustrie stehen rund 770.000 Stammbeschäftigten circa 100.000 Leiharbeiter und 250.000 Werkvertragsbeschäftigte gegenüber.
Am 19. Februar hat sich die IG Metall in Baden-Württemberg zudem mit potenziellen qualitativen Forderungen für die kommende Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie auseinandergesetzt. Dazu kamen rund 400 haupt- und ehrenamtliche Mitglieder der Tarifkommissionen aller Branchen zu einer Konferenz in Pforzheim zusammen.
Neben Fragen der Arbeitszeit- und Leistungspolitik und der Vereinbarkeit von Arbeit und Leben drehte sich die Debatte um Qualifizierungschancen, flexible Formen des Übergangs in die Rente und die Handlungsfähigkeit der Gewerkschaft. "Unabhängig davon, welches Thema die IG Metall neben dem Entgelt bearbeiten wird, wir werden in jedem Fall handlungs- und - falls erforderlich - auch konfliktfähig sein", kündigte Zitzelsberger an.
Vor allem Verbesserungen bei flexiblen Altersübergängen bewegen viele Beschäftigte und Betriebsräte. In einer Umfrage unter 133 Metall- und Elektrobetrieben bezeichneten fast 50 Prozent die im Tarifvertrag festgeschriebene Vier-Prozent-Quote als zu niedrig. Nur in fünf Prozent der Firmen gibt es Verabredungen zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat über die Verwendung der Mittel, falls die Quote nicht ausgeschöpft wird. "Für solche betrieblichen Probleme wollen wir Lösungswege suchen", sagte Zitzelsberger.
Angesichts der verschiedenen Problemfelder, die die IG Metall kurz-, mittel-, und langfristig bearbeiten will, bietet sich das Thema flexible Altersübergänge aus heutiger Sicht am ehesten als qualitatives Thema für die Tarifrunde 2015 an. Dafür spricht auch, dass der im Südwesten ausgehandelte, seit 2010 geltende Tarifvertrag zur Altersteilzeit 2016 ausläuft.
Verbesserungen könnten etwa höhere Aufstockungsbeträge sein, um ein vorzeitiges Ausscheiden finanziell attraktiver zu gestalten. Davon würden untere Entgeltgruppen ebenso profitieren wie Höherqualifizierte, denen die notwendigen Beitragsjahre fehlen.
Der aktuelle Entgelttarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie endet im Dezember 2014, nach einem Plus von 3,4 Prozent im Juli 2013 erhalten die Beschäftigten im Mai nochmals eine Gehaltserhöhung um 2,2 Prozent.
Zitzelsberger: "Damit hat sich unsere kontinuierliche Lohnpolitik einmal mehr bewährt und den Beschäftigten bleibt unter dem Strich deutlich mehr Geld in der Tasche." Aufs Gesamtjahr 2014 bezogen legen die Tarifgehälter mehr als doppelt so stark zu wie die mit plus 1,5 Prozent prognostizierte Teuerung. "Diesen erfolgreichen Kurs wollen wir auch in der Tarifrunde 2015 fortsetzen", sagte Zitzelsberger.
Letzte Änderung: 24.02.2014