Triumph Heubach
HEUBACH (jo) - Mit einem weinenden und einem lachenden Auge bewertete Thomas Schneidmüller, Betriebsratsvorsitzender der Firma Triumph, am Donnerstagnachmittag bei einem Pressegespräch im Gasthaus Goldener Hirsch in Heubach das Verhandlungsergebnis.
Nach rund sechs Monaten äußerst schwieriger Verhandlungen, die immer wieder von Protestaktionen begleitet waren, sei nun ein Interessenausgleich, ein Sozialplan und ein Vertrag zu einer Beschäftigungsgesellschaft abgeschlossen worden, sagte Schneidmüller. Ohne die Kundgebungen und den solidarischen Einsatz der Kolleginnen und Kollegen seien diese Ergebnisse nicht erreicht worden, ist sich Schneidmüller sicher.
Die von der Konzernleitung als "Spektakel" bezeichneten Protestaktionen spiegelten die Sorge der Belegschaft wider und die Angst, dass sich der Abbau von Arbeitsplätzen schleichend fortsetze, erklärte Roland Hamm, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Aalen und Schwäbisch Gmünd. Nachdem Triumph im letzten Jahrzehnt die Schließungen von deutschen Produktionsstandorten durchgesetzt und vor gut einem Jahr Personal im Werk Aalen abgebaut hatte, ist nun der Gründungsstandort Heubach betroffen. Mit dem Projekt "Proxy" sollen hochspezialisierte Nähkapazitäten und damit verbundene Funktionen von Heubach in das ungarische Dunaújváros verlegt werden. Dort unterhält Triumph bereits ein großes Produktionszentrum.
Ob durch die Verlagerung der 110 Arbeitsplätze die erreichten Einsparungen tatsächlich dem Unternehmen aus der Krise helfen würden, ist für Hamm fraglich. Die Verlagerung der Arbeitsplätze sei eher kontraproduktiv, da dem Design-Standort Heubach eine wichtige Schnittstelle und hoch spezialisierte Faschkräfte genommen würden.
Die Ursache für die nicht unerheblichen Probleme und Verluste auf der Weltstrecke des Konzerns sieht Hamm nicht bei den Beschäftigten, sondern eindeutig als Fehler im Management. "Hier werden die negativen Folgen wieder einmal in hohem Maße auf die Beschäftigten abgewälzt", ärgert sich Hamm.
Gewerkschaft und Betriebsrat seien bereit gewesen, durch einen Beitrag der gesamten Belegschaft in Heubach das Einsparpotenzial zu gewährleisten, um die Arbeitsplätze zu erhalten, erläutert Hamm. Diesen Weg wäre die Personalleitung mitgegangen. Für die Konzernleitung in der Schweiz sei dies nicht akzeptabel gewesen. Sie erklärte dies zum "No go".
Rund ein Drittel der 110 betroffenen Beschäftigten hat ein materiell gut ausgestattetes freiwilliges Angebot angenommen und ist aus dem Unternehmen ausgeschieden. Bis zu zehn Beschäftigte werden ein verbessertes tarifliches Angebot zur Altersteilzeit annehmen. Darüber hinaus ist es gelungen, die Verlagerung der Arbeitplätze zeitlich zu verlangsamen. Die letzte Umsetzungsstufe erfolgt erst Mitte 2014. "Das hilft, betriebsbedingte Kündigungen vollständig zu vermeiden", betonte Schneidmüller.
Nun soll gemeinsam mit der Personalabteilung und den Fachabteilungen in den Standorten Heubach und Aalen nach Perspektiven für die betroffenen Beschäftigten gesucht werden. Das Unternehmen habe leider die Chance verpasst, durch die Aufnahme einer mittelfristigen Standort- und Beschäftigungssicherung in den Interessenausgleich ein positives und richtungweisendes Signal an die Belegschaft zu senden, bedauderte Schneidmüller.
Foto: Auch wenn das Ergebnis der Verhandlungen kein Grund zur Euphorie ist, freuen sich die IG Metall und der Betriebsrat, dass Triumph die Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Ungarn ohne betriebsbedingte Kündigungen vornehmen wird.
Von links: Nil Özcan (Praktikantin IG Metall), Monika Griswald (Betriebsrätin Triumph International), Thomas Schneidmüller (Betriebsratsvorsitzender Triumph International), Marianne Teichmann (stv. Betriebsratsvorsitzende Triumph International) und Roland Hamm (Erster Bevollmächtigter der IG Metall Aalen und Schwäbisch Gmünd)
Foto: Joachim Ostowski
Letzte Änderung: 04.02.2013