Jubilarehrung 2012
AALEN (jo) - Die IG Metall Aalen ehrt 651 Mitglieder für ihre langjährige Treue. Darunter 29 Mitglieder, die sich bereits seit 65 Jahren in ihrer Gewerkschaft engagieren.
Mit einem Abendessen und einem bunten Programm mit Zauberei von Pierre Brenó, Rock'n'Roll von der TSG Hofherrnweiler und dem Gewerkschaftschor "Haste Töne" bedankte sich die IG Metall Aalen am 4. Oktober 2012 in der Stadthalle bei den zahlreichen Jubilaren für ihre langjährige Treue zur IG Metall und den früheren Gewerkschaften Textil und Bekleidung sowie Holz und Kunststoff.
"Nur mit eurem Engagement können die Interessen von Beschäftigten, Renterinnen und Rentnern und Arbeitslosen erfolgreich vertreten werden", lobte Roland Hamm, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Aalen, die Treue der 651 Jubilare. "Egal ob früher oder heute, geschenkt wird uns nichts", fügte Hamm hinzu.
29 Gewerkschafter konnten sogar ihr 65-jähriges Jubiläum feiern. Besonders hob Hamm hier Rudi Osbar, ehemaliger Betriebsrat bei der Alfing Kessler Maschinenfabrik und langjähriges Mitglied des Ortsvorstands der IG Metall Aalen, sowie Martin Hermann, ehemaliger Betriebsratsvorsitzender der Eisengießerei Funk und aktiver Mitstreiter des Seniorenausschuss der IG Metall Aalen, hervor. Sie hätten nicht nur der Gewerkschaft die Treue gehalten, sondern auch in besonderem Maße Verantwortung bei der Führung der IG Metall in Aalen übernommen, lobte Hamm.
37 Mitglieder wurden für 60 Jahre, 65 für 50 Jahre, 239 für 40 Jahre und 281 für 25 Jahre Mitgliedschaft geehrt. In den Eintrittsjahren der Jubilare habe es Meilensteine im Kampf für mehr Gerechtigkeit gegeben, sagte Hamm. So sei das Jahr 1952 vom Kampf um die Mitbestimmung und ein besseres Betriebsverfassungsgesetz geprägt gewesen. 1962 habe die IG Metall in einer schwierigen Tarifauseinandersetzung sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt, die Verkürzung der Arbeitszeit von 44 auf 42,5 Stunden und bis zu sechs Tage mehr Urlaub erkämpft.
Trotz der vielen Erfolge sei die Arbeit der Gewerkschaften als starke Gemeinschaft wichtiger denn je, mahnte Hamm. Auf das Grundversprechen der Gesellschaft "Mein Kind soll es einmal besser haben als ich" hätten sich ganze Generationen verlassen können, so Hamm. Doch dies sei an den politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, an falschen Weichenstellungen von Politik und Wirtschaft seit den 1990er Jahren zerbrochen, sagte Hamm und unterlegte diese Aussage mit Fakten. so seien aktuell 680.000 Menschen im Alter zwischen 15 und 30 Jahren arbeitslos gemeldet. Doppelt so viele junge Menschen wie vor zehn Jahren würden befristet und für Niedriglöhne arbeiten, und 70 Prozent der Unternehmen würden keine Rücksicht auf familiäre Belange nehmen, erläuterte Hamm.
Dieser Entwicklung setze die IG Metall mit ihren Tarifverträgen erfolgreiche Grenzen. Die IG Metall habe die unbefristete Übernahme nach der Ausbildung durchgesetzt. Sie habe erreicht, dass mehr Ausbildungsplätze für lernschwache Jugendliche angeboten würden. Dies sei nur durch die vielen Mitglieder und ihr Engagement möglich, lobte Hamm.
Stadtkämmerin Daniela Faußner zeigte sich überrascht über die große Anzahl an Jubilaren. "Sie stehen als gutes Beispiel für nachfolgende Generationen", meinte Faußner.
Die IG Metall habe die Wende in der Mitgliederentwicklung geschafft und sei besonders für junge Menschen attraktiv, freute sich Hamm. "Wir brauchen eine handlungsfähige Gewerkschaftsbewegung, die kampfbereit und -fähig ist, sich den weiteren Herausforderungen zu stellen", sagte Hamm und legte gleich die nächsten Ziele fest. Das gesellschaftspolitische Thema der Zukunft sei die Rente und die IG Metall mache sich stark für flexible Ausstiegsmodelle statt einer Rente mit 67. "Wer über 40 Jahre lang gearbeitet hat und über 60 Jahre alt ist, soll ohne Abschlag in Rente gehen können", sagte Hamm und erntete großen Beifall.
"Männer und Frauen müssen von der Rente leben können", meinte auch Marion von Wartenberg, stellvertretende Landesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Baden-Württemberg. Mit der Absenkung des Rentenniveaus von 51 auf 43 Prozent sei die Altersarmut vorprogrammiert, so von Wartenberg.
In einem leidenschaftlichen Plädoyer prangerte Kuno Stütz vom IG Metall-Seniorenrat die aktuelle Rentenpolitik an und forderte zum Engagement im Seniorenrat auf. "Wir selbst müssen für uns und für unsere Jugend kämpfen", sagte Stütz. Die Senioren hätten einen Anspruch auf einen schönen Lebensabend. Die Rentenerhöhungen der letzten Jahre hätten nicht einmal die Inflation ausgeglichen und die Durchschnittsrente von Frauen seien gerade einmal ein paar hundert Euro, schimpfte der über 80-jährige und sprach damit den Jubilaren aus den Herzen.
Fotos: Peter Hageneder
Letzte Änderung: 14.10.2012