Triumph Heubach
"Wir sind viele, wir sind laut, weil man uns die Arbeit klaut!" Immer wieder schallte die Parole am Donnerstag Mittag durch die Hauptstraße der Stadt Heubach. Von der Fritz-Spießhofer-Straße zogen mehr als 500 Beschäftigte der Firma Triumph zu einer Kundgebung auf den Schlossplatz. Fast alle waren mit schwarzen oder weißen T-Shirts bekleidet. Das schwarze Shirt für die vom Arbeitsplatzabbau konkret bedrohten Kolleginnen und Kollegen trug die Aufschrift "Ich will bleiben. Kündigung stopp." Das weiße symbolisierte die solidarische Anteilnahme.
Von Solidarität war sehr viel zu spüren: Von Triumph in München war eine Delegation angereist und von Triumph aus Aalen ein Bus mit 70 Kolleginnen und Kollegen. Vom Vorstand der IG Metall in Frankfurt waren Peter Donath, Funktionsbereichsleiter Betriebs- und Branchenpolitik, sowie Hans Wettengl, Tarifkoordinator für die Bekleidungsbranche, dabei. Beide stehen den Beschäftigten des Triumph-Konzerns seit langen Jahren zur Seite. Auch ehemalige Triumph-Beschäftigte und Betriebsratsvorsitzende waren gekommen, ihre Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen. Aus Schwäbisch Gmünd überbrachte eine Gruppe von IG Metall-Vertrauensleuten der ZF Lenksysteme solidarische Grüße.
Betriebsratsvorsitzender Thomas Schneidmüller fand deutliche umd kämpferische Worte. Er geißelte die Pläne von Triumph, Nähkapazitäten und produktionsnahe Tätigkeiten von Heubach nach Ungarn zu verlagern. Er warf der Geschäftsleitung vor, sich aus der sozialen Verantwortung zu verabschieden und "100-fache schwere Körperverletzung aus niederen Beweggründen" zu begehen. Zudem werde der Standort in Heubach nachhaltig geschädigt, weil mit dem angekündigten Arbeitsplatzabbau hochspezialisiertes und bedeutendes Triumph-Know-how für immer verloren gehe. Daher werde die Belegschaft für den Standort kämpfen.
Auch für den Heubacher Bürgermeister Frederick Brütting war die Solidarität mit den Triumph-Beschäftigten ein großes Anliegen: "Wir lassen Sie nicht alleine", sagte er, "die Stadt Heubach steht hinter Ihnen". Er erinnerte an die Bedeutung des Unternehmens Triumph für die Stadt Heubach, aber auch an das, was die Menschen dem Unternehmen gegeben haben. So verwies er auf die Rahmenbedingungen, die die Stadt für Triumph schaffe und geschaffen habe. Er richtete die ausdrückliche Bitte an die Geschäftsleitung, die Arbeitsplätze zu erhalten. Den Zuhörerinnen rief er zu: "Ihre Qualität und Ihr Einsatz kann mit jedem in Europa mithalten." Diese dankten ihrem Bürgermeister mit großem Applaus.
Auch Andreas Reimer, Sprecher der IG Metall-Vertrauensleute der ZF Lenksysteme, traf auf große Zustimmung der Anwesenden, als er die Verlagerungspläne als kaltherzig und arrogant im Umgang mit den Triumph-Beschäftigten bezeichnete. Jeder Arbeitsplatzverlust treffe eine ganze Familie mit Verunsicherung und Angst. Es sei umso unverständlicher, dass ausgerechnet die 2011 zu Ehrenbürgern der Stadt Heubach ernannten geschäftsführenden Gesellschafter der Triumph International AG, Dieter Braun und Günther Spiesshofer, den Arbeitsplatzabbau in Heubach geplant hätten. Reimer forderte den Erhalt aller Arbeitsplätze und sicherte der Belegschaft Unterstützung im Kampf für den Standort zu.
Roland Hamm, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Aalen und Schwäbisch Gmünd, sprach deutlich und entschieden: "Es geht hier nicht um die Frage, ob 90 oder 100 Menschen vom Verlust ihres Arbeitsplatzes betroffen sind. Es geht hier auch nicht darum, ob wir den Arbeitsplatzabbau sozialverträglich gestalten können. Es geht darum, dass Triumph die Verlagerungspläne zurück nimmt. Wir werden so lange kämpfen, bis die Pläne vom Tisch sind. Triumph braucht für den Erfolg seiner Marken Menschen mit Herz und Verstand und nicht solche, die nur wissen, wie man die Bänder schneller stellt."
Wer die Stimmung und die vielen selbst gemalten Schilder am 26. Juli 2012 in Heubach erlebt hat, der weiß, dass es den Triumph-Beschäftigten, dem Betriebsrat und der IG Metall sehr ernst ist mit den Forderungen: Rücknahme der geplanten Verlagerung von Nähkapazitäten und produktionsnahen Tätigkeiten von Heubach nach Ungarn. Keine Kündigungen! Standortgarantie und Beschäftigungssicherung. Triumph Heubach darf nicht weiter zerlegt werden.
Fotos: IG Metall
Letzte Änderung: 27.07.2012