Tarifrunde Kfz-Handwerk 2012
150 Beschäftigte des Autohauses VW Wagenblast und der Daimler-Niederlassung in Schwäbisch Gmünd im Warnstreik für ein faires Angebot der Arbeitgeber für das Kfz-Handwerk
AALEN (oap). Laut waren sie und eindeutig waren auch ihre Forderungen an die Arbeitgeber. Insgesamt 150 Kolleginnen und Kollegen haben sich am Donnerstagvormittag zu einem Warnstreik und einer Kundgebung vor der Aalener Niederlassung der Firma VW Wagenblast versammelt. Neben den Kolleginnen und Kollegen der Firma Wagenblast waren auch 65 Kolleginnen und Kollegen der Daimler-Niederlassung Schwäbisch Gmünd vor Ort und machten ihrem Ärger Luft.
"2,5 Prozent Lohnerhöhung in diesem und weitere 1,5 Prozent im nächsten Jahr, das ist schlicht Mist", wetterte Josef Mischko, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Aalen. Das reiche gerade mal aus, um die Preissteigerungsrate auszugleichen, so Mischko weiter. In den schlechten Jahren hätten sich auch die Kollegen und Kolleginnen des Kfz-Handwerks mit Lohnerhöhungen, den Entgelten und Ausbildungsvergütungen zurückgehalten, und seit zwei Jahren verdiene sich VW Wagenblast eine goldene Nase und wolle nichts davon hergeben, schimpfte Mischko. "Dieser Warnstreik wird in einem Streik enden, wenn kein vernünftiges Angebot vorgelegt wird", sagte Mischko und erntete gewaltigen Applaus der Streikenden. "Wir Beschäftigte im Kfz-Handwerk können stolz auf unsere Arbeit sein, doch von Stolz allein können wir uns nichts kaufen. Und deswegen sind wir 6,5 Prozent wert", verdeutlichte Mischko eine der Forderungen der IG Metall.
Weiterhin fordert die IG Metall die unbefristete Übernahme von Auszubildenden und mehr Mitspracherecht des Betriebsrats bei der Einstellung von Leiharbeitern. Leiharbeit, die Stammbelegschaften verdrängen würden, sei nach wie vor Sklavenarbeit und gehöre eigentlich verboten, meinte Mischko. Die Kolleginnen und Kollegen der Daimler-Niederlassung hätten dies schon erreicht. Doch VW Wagenblast setze auf prekäre Arbeitsverhältnisse. Es gebe fünf Leiharbeiter in der Telefonzentrale, in der Reifenmontage und in der Gebrauchtwagen-Werkstatt. Dazu kämen noch fünf befristete Arbeitnehmer, sagte Mischko.
"Der Warnstreik ist eine Warnung an die Arbeitgeber, am 30. Mai ein anständiges Angebot vorzulegen", sagte Jörg Mößner, Betriebsratsvorsitzender der Daimler-Niederlassung Schwäbisch Gmünd und Mischko fügte hinzu: "Wir sind steigerungsfähig. In der Nähe sind einige Aalener Betriebe und die Kolleginnen und Kollegen werden kommen, um ihre Solidarität zu zeigen."
Gerhard Büttner, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von VW Wagenblast mit Niederlassungen in Aalen, Schwäbisch Gmünd, Heidenheim, Giengen und Oberkochen
Wir sind insgesamt rund 240 Beschäftigte, die zu etwa 80 Prozent organisiert sind. Mit dem Warnstreik wollen wir den Arbeitgebern zeigen, dass wir uns das nicht gefallen lassen. Der letzte Streik war 2003. Solange haben wir jetzt die Füße stillgehalten. Allein in Aalen haben wir 14 Auszubildende, die in der Regel auch übernommen werden. Wir haben hier so viel Kundschaft, dass wir aus den Fugen brechen. Die hochmodernen Autos müssen gewartet und repariert werden, da kann man nicht irgendjemanden hinstellen. Die Mitarbeiter müssen ordentlich ausgebildet werden. Gott sei Dank spielt hier unser Arbeitgeber mit. Wir haben zum Teil Leiharbeiter, die in der Gebrauchtwagen-Werkstatt und beim Räderwechsel arbeiten. Wir hoffen, dass diese übernommen werden. Allerdings ist es bei uns nicht so wie in der Industrie, wo Leiharbeiter über Jahre hinweg im Betrieb sind.
Jörg Mößner, Betriebsratsvorsitzender Daimler-Niederlassung Schwäbisch Gmünd
Das ist das erste Mal, dass wir mit dabei sind. Wir sind ja erst seit 2010 beim Kfz-Handwerk angesiedelt und waren davor beim Bereich Metall und Elektro. Ich freue mich, dass nicht nur viele Kolleginnen und Kollegen heute mit nach Aalen gekommen sind, sondern auch viele Pensionäre, die uns unterstützen. Es treibt einem die Tränen in die Augen, die Lohn- und Gehaltsabrechnungen der letzten zehn Jahre nebeneinander zu reihen und zu schauen, was eigentlich im Kfz-Handwerk passiert ist. Auch gibt es in den Betrieben immer weniger Beschäftigte und damit eine große Arbeitsverdichtung. 2006 gab es bei uns noch 212 Beschäftigte. Heute sind es nur noch 162. Aber der Umsatz und Gewinn sind seither stetig gestiegen. Letztes Jahr ist es uns gelungen das Thema Leiharbeit abzuwehren. Es gab keinen Leiharbeiter, stattdessen vier Übernahmen von Auszubildenden. Leider auch nur befristet. Heute stehen wir mit den Kollegen vom Autohaus Wagenblast hier, weil wir die einzigen Kfz-Betriebe sind, die im Kfz-Handwerk noch ordentlich organisiert sind. Wir müssen deutlich machen, dass Dumping nicht der richtige Weg ist. Beim Einkaufen achtet man darauf, dass Produkte unter fairen Bedingungen hergestellt werden. Leider ist das beim Kfz-Handwerk nicht so. Es gibt viele Händler, die nicht nach Tarif zahlen oder 30 Tage Urlaub geben. Es wäre gut, wenn Kunden zu Werkstätten gehen würden, die ihre Mitarbeiter anständig behandeln.
Fotos: Peter Hageneder
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Letzte Änderung: 25.05.2012