Mai-Kundgebung in Aalen 1. Mai 2012
Mai-Kundgebung 2012 in Aalen
Aalen (oap) - An einem der wichtigsten Tage im Jahr für die Gewerkschaften trafen sich rund 400 Teilnehmer zur Maikundgebung auf dem Aalener Marktplatz.
Der 1. Mai ist ein Feiertag mit großer Geschichte, begrüßte der DGB-Kreisvorsitzende Josef Mischko die vielen Vetreter der demokratischen Parteien, Kirchen, Vereine sowie alle Besucher in Aalen. Das Motto für den 1. Mai lautete Gute Arbeit für Europa, gerechte Löhne und soziale Sicherheit. Viele Bürgerinnen und Bürger des Ostalbkreises hätten noch nicht gemerkt, dass unter dem Deckmantel der Krise und der Rettungsschirme das soziale Rad in Europa zurückgedreht wird. Löhne werden gesenkt, Renten gekürzt, soziale Leistungen geschliffen. "Das ist skandalös", wetterte Mischko und erhielt dafür spontanen Applaus. Diesem Treiben wolle man Einhalt gebieten und deshalb ein deutliches Zeichen setzen.
Bei der diesjährigen Lohnrunde gehe es nicht nur ums Geld, so Mischko weiter, sondern vor allem um Verteilungsfragen, Gerechtigkeit und Macht. Als einen Skandal, eine Frechheit und eine Kampfansage bezeichnete Mischko das Angebot der "Büchsenspanner der Arbeitgeber", Südwestmetall. 2,57 Prozent auf 12 Monate sei eine Provokation, schließlich haben die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Verzicht und Entbehrungen den Karren aus dem Dreck gezogen und deshalb ein besseres Leben verdient. So forderte die IG Metall in ihrer Tarifrunde 6,5 Prozent mehr Entgelt, kämpft für faire Leiharbeit und eine unbefristete Übernahme der Ausgebildeten nach der Lehre.
Auch Hauptredner Peter Donath, beim IG Metall Vorstand Bereichsleiter Betriebs-und Branchenpolitik, erhob seine Stimme für gerechte Löhne, gute Arbeit und soziale Sicherheit. "Deswegen stehen wir am 1.Mai hier. Wir reden nicht nur, wir verändern die Wirklichkeit", so sein Credo. "Die Wirtschaft prosperiert, die Kassen der Unternehmer klingeln, und doch tanzen uns allen die Mineralölkonzerne auf der Nase herum. Gerade in ländlichen Regionen geht dann schon ein Tageslohn für den Sprit für die Woche drauf". Dieses Land lebe nicht vom Wohlstand der Millionäre und Milliadäre, sondern vom bescheidenen Wohlstand der breiten Mitte. Das mache Deutschland aus. "Dafür kämpfen wir, und das verteidigen wir", versprach Donath seinen Zuhörern und zitierte sogleich die Wochenzeitung "Die Zeit". Die Arbeitnehmerorganisationen seien aus guten Gründen wieder im Aufwind. Die deutsche Wirtschaft stehe gerade dort, wo die Gewerkschaften stark sind, unglaublich gut da. Daraus folge, dass durchsetzungsfähige Arbeitnehmer und wettbewerbsfähige Firmen kein Gegensatz seien, so "Die Zeit". Donath sagte weiter: "Wenn 2011 das Jahr der guten Bilanzen war, dann muss 2012 ein Jahr der guten Löhne werden." Die Friedenspflicht in der Metall- und Elektroindustrie ist abgelaufen, überall laufen die Warnstreiks an. Donath zeigte sich sicher, dass bundesweit die Kolleginnen und Kollegen den Arbeitgebern zeigen werden, was sie von ihrem Auftritt halten.
Doch die Probleme betreffen nicht nur Deutschland allein, ganz Europa befindet sich in einer tiefen Krise. Die Finanzmärkte sind die Verursacher, die Schulden die Folgen. Und wenn ein Staat pleite geht, werden Spekulanten reich. Damit das nicht mehr passieren kann, fordert Donath, dass Papiere, mit denen man Kasse macht, wenn ein Unternehmen oder ein Staat pleite geht, nicht in den Handel kommen, sondern verboten werden. Außerdem müsse man in Europa, vor allem aber auch in Deutschland von seiner Arbeit leben können. Deshalb fordert Donath einen gesetzlichen Mindestlohn.
Aber es gehe auch um Gerechtigkeit bei den Arbeitsverhältnissen. Die Leiharbeit sei inzwischen auf weit über 900.000 Beschäftigte gestiegen, so viel wie nie zuvor. Sie schaffe eine Zwei-Klassen-Gesellschaft im Betrieb. Dieses System gehöre abgeschafft, so Donath weiter. Auch die unbefristete Übernahme müsse wieder eine Selbstverständlichkeit werden. Sie sei auch machbar und auch bereits bei einigen Betrieben tarifliche Wirklichkeit.
Um dies zu unterstreichen, ist auch die IG Metall-Jugend auf dem Marktplatz vertreten. "Laut und stark - für unbefristete Übernahme" steht auf ihren T-Shirts. Mit Musik und Sketchen machen die Jugendlichen auf ihre Forderung aufmerksam. Schließlich seien gerade in den letzen Jahren so viele junge Menschen in die IG Metall eingetreten wie schon lange nicht mehr. Eine unbefristete Übernahme müsse deshalb eine Selbstverständlichkeit werden. Damit in Zukunft anstelle von "Ausbeutung" wieder von "Ausbildung" gesprochen werden kann.
Fotos und Text: ostalbpresse
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Letzte Änderung: 03.05.2012