Tarifrunde Metallindustrie 2012
Zwei Busse mit fast 100 Aktiven
In zwei Bussen waren fast 100 junge und jung gebliebene Metallerinnen und Metaller aus Aalen, Alfdorf, Ellwangen und Schwäbisch Gmünd nach Böblingen gekommen, um die Forderung nach unbefristeter Übernahme der Azubis zu bekräftigen. Sie überbrachten acht Urnen mit hunderten von Abstimmungskarten. Insgesamt wurden zu Beginn der dritten Verhandlung 23.836 Stimmen für die unbefristete Übernahme an Südwestmetall-Chef Rainer Dulger übergeben.
So eine Frechheit!
"Das war eine tolle Aktion! Ich bin froh, dass ich dabei war," war am Abend zu hören. Vom Ergebnis der Verhandlung haben die Kolleginnen und Kollegen allerdings mehr erwartet. Das sogenannte "Angebot" jedoch empfanden viele als "Witz" und als "Frechheit".
Aufschwung für die Profite
Das Angebot von 3 Prozent mehr Geld für 14 Monate bedeutet real einen Zuwachs von nicht mal 2,6 Prozent für das Jahr 2012. Doch allein die Lebenshaltungskosten des täglichen Bedarfs bedeuten für die Haushaltskassen der Familien derzeit kräftige Preissteigerungen und würden das magere Plus komplett auffressen. 2,6 Prozent würden die Entgelte weiter von der positiven Entwicklung der Wirtschaftsleistung abkoppeln; insbesondere in der Metall- und Elektroindustrie. Damit würden alleine die Profite steigen - die Beschäftigten dagegen würden leer ausgehen. Ein Aufschwung nur für die Profite, millionenschwere Managergehälter und Milliarden an Dividenden? "Nicht mit uns!", waren sich die Aktiven in den Bussen einig.
Mehr arbeiten statt mehr Entgelt?
Die Arbeitgeber gießen weiter Öl ins Feuer: Sie verlangen längere Arbeitszeiten und wollen die Quote der Beschäftigten ausweiten, die 40 Stunden pro Woche arbeiten. Und befristete Arbeitsverträge sollen künftig ohne Sachgrund bis zu 36 statt 24 Monate möglich sein.
Zwei-Klassen-Gesellschaft
Keine Bewegung beim Thema Leiharbeit. Der betrieblich unregulierte Zustand soll bleiben. Bessere Mitbestimmungsrechte werden von den Arbeitgebern kategorisch abgelehnt. Der Verweis auf die aktuellen Verhandlungen mit den Zeitarbeitsverbänden über eine zumindest schrittweise Erhöhung der heutigen Schandlöhne in dieser Branche, ist keine Antwort auf die Forderung der IG Metall. Wir meinen: Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in den Betrieben, kann man nicht akzeptieren.
Sie brauchen Fachkräfte und verprellen die Jugendlichen
Nichts Neues auch bei der unbefristeten Übernahme: Für die Jugend soll der Start in den Beruf auch in Zukunft mit einem befristeten Arbeitsverhältnis beginnen. Der Arbeitgeber soll alleine entscheiden, wer geht und wer bleibt. Der Jugendliche hat nicht mal die Rechte des Kündigungsschutzes. Das ist Frühkapitalismus pur.
Unsere Antwort
Wer so ein Angebot formuliert, sucht den Konflikt! Südwestmetall ist offensichtlich auf Krawall gebürstet. Das zeigt sich in der anhaltenden Verweigerungshaltung. Konstruktive Verhandlungen zu den Themen Leiharbeit und Übernahme, wie sie die IG Metall seit über 12 Monaten einfordert, sind nach wie vor nicht möglich. Obwohl die IG Metall auch kurzfristig weitere Verhandlungstermine angeboten hat, soll der nächste Verhandlungstermin erst am 8. Mai, weit nach Ende der Friedenspflicht, stattfinden. Für uns bedeutet das: Bereiten wir uns auf eine machtvolle Warnstreikrunde ab Ende der Friedenspflicht am 28. April vor!
Fotos: IG Metall
Letzte Änderung: 23.04.2012