Tag gegen Rassismus
Die IG Metall steht für eine solidarische und gerechte Gesellschaft, in der Frauen und Männer unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, Glaube und sexueller Orientierung gleiche Teilhabe mit gleichen Rechten und gleichen Pflichten haben.
Wir verfolgen mit Sorge, dass Teile der Politik eine am Stammtisch orientierte Debatte über Migration führen, die die Ursachen vorhandener Migrationsprobleme und die defizitären Integrationspolitik ausblendet. Diese Politik setzt auf falsche Konzepte! Wir befürchten, dass eine Integrationspolitik, die nur auf dem Bekenntnis zum Grundgesetz beruht, kaum Erfolg haben kann.
Integration erfordert die Überwindung gesellschaftlicher und sozialer Ungerechtigkeiten und ist ein wechselseitiger Prozess aller hier lebenden Menschen!
Der Schlüssel zur Integration in unsere Gesellschaft ist die Partizipation in allen gesellschaftlichen Feldern. Von herausragender Bedeutung ist nach unsere Überzeugung gleiche Teilhabe an Bildung und in der Arbeitswelt.
Erfolgreiche Integrationspolitik erfordert, dass eine gute Schulbildung, ausreichende Ausbildungs- und Arbeitsplätze auch für Migrantinnen und Migranten zur Regel werden. Zahlreiche Studien belegen, dass bei der Ausbildungsplatzvergabe Migrantinnen und Migranten systematisch benachteiligt werden. Das ist Ausgrenzung und Diskriminierung. Daraus erwächst oft, dass der Weg in ein gesichertes Erwerbsleben verbaut ist. Das hat langfristig negative Folgen für die Betroffenen und unsere Gesellschaft insgesamt.
Auch im Ostalbkreis leben viele Menschen mit Migrationshintergrund. Deren Arbeitslosenquote ist mit 11 Prozent deutlich höher als im Durchschnitt (4 Prozent im Februar 2012). Das betrifft insbesondere junge Menschen. Daraus erwächst Perspektivlosigkeit. Die erschwert Integration.
Auch in unserer Region gibt es bereits Stimmen, die für die Zukunft einen Fachkräftemangel prognostizieren. Das erfordert, dass Bildung und Ausbildung von jungen Menschen mit Migrationshintergrund zum Thema in der Kommunalpolitik und in den Unternehmen wird. Zugleich gilt es, Konzepte und Strategien zu entwickeln, die sich in der Praxis positiv auf die Integration wirken.
Zukunft durch gesellschaftliche Teilhabe für die junge Generation mit Migrationshintergrund schaffen!
Wir fordern deshalb:
- Mehr qualifizierte Kita-Plätze in unserer Stadt für Kinder mit Migrationshintergrund
- Bessere Betreuung der Schülerinnen und Schüler bei der Hausaufgabenhilfe in den Schulen
- Mehr Ausbildungsplätze für Jugendliche mit Migrationshintergrund durch die Industrie und Privatwirtschaft in der Region, aber auch durch die Stadtverwaltung und öffentliche Einrichtungen.
- Ausbildungsberater und Ausbildungsberaterinnen mit Migrationshintergrund
- Interkulturelle Fortbildung für Ausbilder und Ausbilderinnen
- Perspektive durch Übernahme in allen Betrieben unserer Region
- Zielgruppenspezifische Beratung und Weiterbildung in Kombination mit dem örtlichen Arbeitsmarkt durch mehr Mittel durch die ARGE
- Qualifizierung der un- und angelernten ArbeitnehmerInnen.
In den Betrieben unseres Organisationsbereiches müssen wir
- einfordern, dass die Ausbildungsplatzkapazität möglichst erhöht, mindestens gehalten wird,
- die Ausbildungssituation der Jugendlichen mit Migrationshintergrund zum Thema zu machen,
- im kommenden Ausbildungsjahr darauf achten, dass mehr Jugendliche mit Migrationshintergrund einen Ausbildungsplatz erhalten,
- durch Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur Defizite durch spezielle betriebliche Angebote aufzufangen.
Dafür setzen wir uns nachdrücklich in den Betrieben und in der Öffentlichkeit ein.
Hintergrund:
Der 21. März als "Internationaler Tag für die Beseitigung der Rassendiskriminierung" ist einer der ersten offiziellen und einer der wichtigsten Gedenktage der Vereinten Nationen. Er erinnert und mahnt an das "Massaker von
Sharpeville", bei dem die südafrikanische Polizei am 21. März 1960 im Township Sharpeville 69 friedliche Demonstranten erschoss, die gegen die ungerechten Passgesetze in dem Apartheid-Staat auf die Straße gegangen waren.
Unter dem Eindruck dieser Gräueltat forderte die Generalversammlung die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen im Jahre 1966 auf, ihre Anstrengungen zur Überwindung jeder Form von Rassismus zu verdoppeln.
Der Interkulturelle Rat in Deutschland und der Verein Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland - rufen seit vielen Jahren gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern dazu auf, während der Internationalen Woche gegen Rassismus bundesweit Veranstaltungen und Aktionen durchzuführen, die sich für Offenheit und Toleranz einsetzen und deutlich machen, dass in unserem Land kein Platz für Rassismus ist.
Links:
68 Prozent der Deutschen vermissen Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt
IG Metall: Deutlich schlechtere Chancen mit Migrationshintergrund
Letzte Änderung: 21.03.2012