Frauen droht Altersarmut
Eine aktuelle Studie lässt aufhorchen. Zwei Wissenschaftlerinnen an der FU Berlin, Prof. Dr. Barbara Riedmüller und Ulrike Schmalreck, wollten wissen, welche Rente Frauen der sogenannten Babyboomer-Generationzu erwarten haben. Diese Frauen sind heute im mittleren Alter, also zwischen 45 und 50 Jahre alt. Sie haben unterschiedliche Lebensverläufe. Manche waren durchgängig voll erwerbstätig, andere eher familienorientiert. Das hat gravierende Folgen für die Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Von den Frauen der Geburtsjahrgänge 1962 bis 1966 haben (in Westdeutschland) zu erwarten:
- 10 Prozent keine gesetzliche Rente
- 4 Prozent unter 150 Euro gesetzliche Rente
- 12 Prozent zwischen 150 und 299 Euro
- 10 Prozent zwischen 300 und 449 Euro
- 17 Prozent zwischen 450 und 599 Euro
- 12 Prozent zwischen 600 und 749 Euro
- 5 Prozent zwischen 750 und 899 Euro
- 12 Prozent zwischen 900 und 1.049 Euro
- 12 Prozent zwischen 1.050 und 1.500 Euro
- 5 Prozent über 1.500 Euro gesetzliche Rente
Altersarmut droht vor allem westdeutschen Frauen, die einen "familienorientierten Lebenslauf" favorisieren. Ein Skandal in unserem reichen Land, den kaum jemand benennt.
In ihrer Pressemitteilung schreiben die Poltikwissenschaftlerinnen der Freien Universität Berlin: "Gleichzeitig wirkt sich der Strukturwandel im Arbeits- und Beschäftigungssystem negativ auf die Sicherung im Alter aus. Die Frauen sind stärker als vorherige Jahrgänge von der Ausweitung der Teilzeit- und geringfügigen Beschäftigung und den längeren und häufigeren Phasen der Arbeitslosigkeit betroffen. (...) Anders als frühere Rentnergenerationen können die Frauen nicht darauf hoffen, ihre Versorgungslücken in der gesetzlichen Rente durch die Einkommen der Ehepartner zu kompensieren. Sinkende Renten der Männer, geringe Witwenrenten und die erhöhte Scheidungsrate lassen das Versorgermodell bröckeln."
Die Wissenschaftlerinnen fordern, die drohende Altersarmut dort zu bekämpfen, wo sie entsteht: am Arbeitsmarkt. Vor allem seien die Minijobs abzuschaffen. Einführung der Sozialversicherungspflicht vom ersten Euro an, die Abschaffung der Geringfügigkeitsgrenze, flächendeckender Mindestlohn können helfen, die Türen zum Niedriglohnsektor zu schließen. Mehr zu der Studie findet ihr hinter dem Link zur FU Berlin.
Quelle der Grafik: Einblick 2/12. Gewerkschaftlicher Info-Service vom 06.02.2012
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Letzte Änderung: 11.02.2012