Jahresabschluss 2011
AALEN (jo) - Die IG Metall Verwaltungsstellen Aalen und Schwäbisch Gmünd freuen sich über Mitgliederzuwächse. Zusammen mit der Jugend soll in der Tarifrunde 2012 gekämpft werden.
"Geschenkt wurde uns noch nie etwas", erinnerte Roland Hamm, Erster Bevollmächtigter, am Mittwochabend bei der gemeinsamen Jahresabschlussfeier der IG Metall Aalen und Schwäbisch Gmünd im Gasthaus Kellerhaus in Aalen-Oberalfingen.
2011 habe es entgegen aller Prognosen eine deutliche Belebung der Metall- und Elektroindustrie gegeben, erklärte Hamm in einem Rückblick auf die Gewerkschaftsarbeit im vergangenen Jahr. Als verlängerte Werkbank sei die Industrie in Ostwürttemberg für alle positiven und negativen Veränderungen sehr sensibel. Aufgrund der derzeitigen gigantischen Auftragslage werde in vielen Betrieben an sechs oder sogar sieben Tagen in der Woche gearbeitet. Die Belastung der Kolleginnen und Kollegen sei inzwischen im roten Bereich angelangt, warnte Hamm. "Burn-Out" sei auf der Rangliste der häufigsten berufsbedingten Erkrankungen weit nach oben gerückt. Arbeitszeitverstöße mit mehr als 10 Stunden pro Tag gebe es mittlerweile überall. Das würde zwar eine Zeit lang von den Kolleginnen und Kollegen getragen, sei aber auf Dauer indiskutabel. Deshalb seien die Arbeitsplatzgestaltung, Arbeitsorganisation und auch die Arbeitszeitgestaltung wieder Themen der IG Metall geworden.
Vor dem Hintergrund des Facharbeitermangels erinnerte Hamm, wie es früher gewesen sei. Die Auszubildenden seien nach ihrer Ausbildung im Betrieb in der Regel unbefristet übernommen worden. Früher seien auch angelernte Facharbeiter ohne formale Abschlüsse eingestellt worden. Heute würden vorrangig Leiharbeiter beschäftigt, und davon sei die Jugend am meisten betroffen. Nach der Ausbildung erfolge in der Regel eine auf ein Jahr befristete Übernahme, dann die Entlassung. Sechs Wochen später würde dem jungen Kollegen der gleiche Arbeitsplatz als Leiharbeitsplatz angeboten. "Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist genau so auch im Ostalbkreis passiert", wetterte Hamm.
Mit der Operation Übernahme kämpfe die IG Metall für sichere Perspektiven der Jugend. Der öffentliche Druck, den die IG Metall mit dem "Wall gegen Prekarität" aufbaue, greife mittlerweile. Einen großen Verdienst daran hätten Betriebsräte und Vertrauensleute, indem sie mit der IG Metall gute betriebliche Beispiele schaffen würden. In vielen Betrieben im Ostalbkreis sei es gelungen, die Leiharbeit einzuschränken und die Auszubildenden unbefristet zu übernehmen. Hamm ermunterte die Anwesenden, weitere "Bausteine" gegen unsichere Beschäftigung zu erstreiten.
Auch im Alter dürfe man nicht aufhören zu kämpfen. "Gerade dann, wenn es brummt, werden keine Verträge für Altersteilzeit mehr angeboten", sagte Hamm. Die Altersteilzeit sei ein wichtiges beschäftigungspaktpolitisches Instrument, aber sie sei auch nach wie vor für ältere Arbeitnehmer eine bedeutende Chance, sozialverträglich aus dem Beruf auszusteigen.
Auch Erfreuliches gab es zu berichten. Die IG Metall sei der größte Jugendverband in Deutschland. Jedes zweite neue Mitglied sei mittlerweile unter 27 Jahre alt. "Unserer Art, Politik zu machen, ist nicht die Art, wie Jugendliche Politik machen wollen", erklärte Hamm und forderte deshalb mehr Freiräume und Verständnis für die Jugend. Ihn bestätige, dass 2011 190 jugendliche Mitglieder geworben worden seien anstatt der geplanten 150. Gemeinsam wolle man in der Tarifrunde 2012 für die Einschränkung der Leiharbeit, die unbefristete Übernahme und ein ordentliches Plus im Geldbeutel kämpfen.
Letzte Änderung: 22.12.2011