Mai-Kundgebung in Aalen
Aalen (oap) - Bei der DGB-Kundgebung zum 1. Mai auf dem Aalener Marktplatz unterstützen rund 300 Menschen die Forderungen nach fairen Löhnen, guter Arbeit und sozialer Sicherheit.
Landrat Klaus Pavel war leider verhindert, dafür war der Aalener Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter, CDU, anwesend. Den hatte man hier nicht erwartet. Nach seiner Begrüßung richtete der stellvertretende DGB-Kreisvorsitzende und SPD-Kreisrat Josef Mischko gleich eine Botschaft an Kiesewetter und seine Regierungsfraktion. Seit heute gelte das Arbeitnehmerfreizügigkeitsgesetz, stellte er lautstark fest und fuhr eindringlich fort. "Wir sind nicht gegen unsere Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland, wir fordern aber zum Schutz aller Beschäftigten gleichen Lohn für gleiche Arbeit, egal wo." Beifall brandete auf, als Mischko den von den Gewerkschaften geforderten Mindestlohn von 8,50 Euro ansprach. Das könne nur der Anfang sein, denn wer bei diesem Stundenlohn 40 Stunden die Woche arbeite, würde am Monatsende nur rund 900 Euro netto in der Tasche haben.
Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Aalen, Roland Hamm, bewaffnet mit einer Rose und einer Flasche Rotwein, "so wie es sich für einen lupenreinen Roten gehört", ehrte Mischko für 25 Jahre im Dienste der IG Metall. "Auf den Tag genau", wie er feststellte.
Die Hauptrednerin Stephanie Janczyk, Referentin für allgemeine Sozial- und Arbeitsmarktpolitik beim Vorstand der IG Metall, begann ihren Vortrag mit dem Thema Atomkraft: Nein Danke. Sie stellte fest: "Nur das Risiko ist sicher." Deshalb setze sie auf regenerative Energien, von der Windkraft bis zur Solarenergie. Auch der sozial-ökologische Umbau der Gesellschaft war ihr ein Anliegen. Keines der großen wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Probleme sei gelöst. Hier sieht Janczyk Handlungsbedarf. Nötig seien die Regulierung der Finanz- und Devisenmärkte, die Umverteilung von Einkommen, Vermögen und sozialen Rechten sowie die Demokratisierung der Wirtschaft. Ganz nach dem Motto des Tages "Das ist das Mindeste: Faire Löhne, gute Arbeit und soziale Sicherheit" prangerte sie die Leiharbeit an, die mittlerweile die Millionengrenze überschritten hat. Die Leiharbeiter würden im Schnitt 30 bis 40 Prozent weniger verdienen als Stammbeschäftigte. "Arbeit war früher für viele eine Quelle von Wohlstand. Heute ist sie für immer mehr Menschen eine Quelle von Armut. Damit muss Schluss sein", sagte Janczyk. Auch behandelte sie die Themen "Hartz IV" und "Rente mit 67", dann wurde sie noch politischer. Schwarz-Gelb gefährde die Gesundheit, sagte sie und forderte die Bürgerversicherung, in die alle einzahlen sollen.
Krieg sei keine Lösung, mahnte sie die Aalener Zuhörer zum Thema Demokratiebewegung in Nordafrika. Es gebe Alternativen, eine neue Entwicklungs- und Außenpolitik in Europa und mehr Solidarität des Nordens, mehr Gerechtigkeit für den Süden. Es dürfe keinen Platz geben für Nationalismus und Rassismus, meinte Janczyk angesichts einer von Rechtsextremisten für den 1. Mai angekündigten Demonstration in Heilbronn.
Am Ende der Veranstaltung berichtete Sandra Wiesner von einem Beispiel gelebter Solidarität und machte damit den Zuhörern Mut. 60 Beschäftigte hätten in der Rehaklinik Aalen gekündigt werden sollen, doch die Belegschaft sei auf die Strasse gegangen und habe in vier Wochen 18.600 Unterschriften gesammelt. Jetzt sei eine Ostalb GmbH gegründet worden, in der die Mitarbeiter der Rehaklinik gebraucht würden, so Wiesner.
Nach dem traditionellen Lied "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" spielte das Terry-Bekker-Ensemble auf und der Tamilische Freundschaftsverein übernahm die Bewirtung.
Text und Fotos: Peter Hageneder
Letzte Änderung: 02.05.2011