Tarif- und Aktionskonferenz in Böblingen
Die Mitglieder der Tarifkommissionen von Metall- und Elektro, Textil, Holz und Kunststoff und den Handwerken waren am 4. November 2009 nach Böblingen zu einer Konferenz eingeladen. Es ging um eine Standortbestimmung in der aktuellen Krisensituation und die Entwicklung von Forderungen. Mit einer Reihe konkreter betrieblicher Beispiele machte die Konferenz den Teilnehmerinnen und Teilnehmer, u.a. aus dem Aalener Raum, Mut zum Handeln und bestärkte einen aktiven und kämpferischen Weg.
Hier zwei dpa-Meldungen zur Konferenz. Zu den Reden von Berthold Huber und Jörg Hofmann kommt man über den Link zur Bezirksleitung der IG Metall Baden-Württemberg. Dort sind auch Videoclips von der Konferenz.
IG Metall-Chef fordert mehr Mitsprache
Böblingen (dpa/lsw) - IG-Metall-Chef Berthold Huber hat der Wirtschaft in Zeiten der Krise Entgegenkommen signalisiert - dafür aber ein Mehr an Mitsprache gefordert. "Wir können Firmen, die im Kern gesund sind, die aber durch die Schnelligkeit und Tiefe dieser Rezession überfordert sind, nicht untergehen lassen", sagte Huber bei einer Konferenz am Mittwoch in Böblingen. Für Sanierungsbeiträge müsse es klare Perspektiven geben. Ein "schmaler Handschlag" reiche nicht aus. Für Managementfehler fühle sich die IG Metall dagegen nicht verantwortlich, sagte er vor 500 Gewerkschaftern.
Die Situation der Metall- und Elektroindustrie sei sehr angespannt: "Es brennt wirklich. Es brennt lichterloh." Der Absturz scheine zwar gestoppt, damit sei die Krise aber noch längst nicht überwunden. "Von Aufschwung kann keine Rede sein." Der Rückgang der Wirtschaftsleistung werde in diesem Jahr in der Branche weit über dem vorausgesagten Bundesschnitt von fünf Prozent liegen. Erst 2012 oder 2013 werde die Metall- und Elektroindustrie wieder so viel produzieren wie 2007.
Aus Sicht der IG Metall sei das vordringliche Ziel, Entlassungen zu verhindern. Das sei die größte Herausforderung auch im nächsten Jahr. Dabei sehe er Arbeitgeber und Politik mit im Boot. Trotzdem werde die IG Metall keinen Schmusekurs einschlagen: "Allen, die davon träumen, die IG Metall sei auf Verzicht getrimmt, können wir nur eine klare Absage erteilen."
Huber erneuerte den Vorschlag der IG Metall, einen Fonds für öffentliches Beteiligungskapital einzurichten. "Die Idee ist: Die öffentliche Hand beteiligt sich an Firmen mit nachhaltigen Zukunftskonzepten und guten Produkten." Der Fonds könne dem Trend entgegenwirken, dass rückläufige Umsätze die Eigenkapitalbasis der Unternehmen langsam aufzehren. Genug Eigenkapital sei aber eine wichtige Voraussetzung für Bürgschaften oder Kredite der KfW. Probleme hätten hier vor allem Autozulieferer, Maschinen- und Nutzfahrzeugbauer. dpa gi yysw z2 bö 04.11.09, 16.16 Uhr
IG Metall will Gespräche mit Arbeitgebern vor Tarifrunde
Böblingen (dpa/lsw) - Die IG Metall Baden-Württemberg will schon vor der kommenden Tarifrunde mit den Arbeitgebern über eine Beschäftigungssicherung in der krisengeschüttelten Metall-Branche verhandeln. "Die Sicherung von Arbeitsplätzen duldet keinen Aufschub", betonte Bezirksleiter Jörg Hofmann am Mittwoch in Böblingen vor 500 Gewerkschaftern. Beschäftigte und Betriebe brauchten Planungssicherheit für 2010.
Die anvisierten Gespräche mit dem Arbeitgeberverband Südwestmetall sollten spätestens Anfang Februar abgeschlossen werden - noch vor der Tarifforderung für 2010. Eine Bedingung sei, dass die Politik die Verlängerung der Kurzarbeiterregelung auf 24 Monate beschließt. Geschehe dies nicht, werde die IG Metall massiv dagegen protestieren.
Er schlägt vor, den Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung auszuweiten. Dadurch könne die Wochenarbeitszeit nicht nur auf 30, sondern auch auf 28 Stunden pro Woche abgesenkt werden. Dazu gehöre allerdings mindestens ein von den Arbeitgebern zu zahlender Teillohnausgleich. Die Politik müsse diesen Lohnausgleich steuer- und sozialabgabenfrei stellen, so wie es derzeit bei der Kurzarbeit geschehe. Als weiteres Thema nannte er die Ausbildung und Übernahme von Lehrlingen. Nach eine Blitzumfrage, werde die Branche im kommenden Jahr zehn Prozent weniger Ausbildungsplätze bereitstellen. "Das ist kurzsichtig. Das ist nicht zukunftsorientiert."
Für die kommende Tarifrunde gelte es, die durch die Krise verursachten Einkommensverluste für Beschäftigten zu berücksichtigen. Er sehe keinen Grund für Lohnverzicht in der Fläche. Eine Tarifforderung orientiere sich an einem vorausgesagten Produktivitätszuwachs von 2,4 Prozent und einer Inflationsrate von 0,6 Prozent. "Klar ist, wir brauchen auch 2010 eine angemessene Entwicklung der Entgelte." dpa
Letzte Änderung: 09.11.2009