Sommerfest der IG Metall
AALEN (jo) - Abseits von Arbeitskampf und Wirtschaftskrise treffen sich die Metaller der IG Metall Aalen und Schwäbisch Gmünd beim ersten Sommerfest im Schwäbisch Gmünder Hölltal, um Kultur zu genießen.
Das war mal was anderes, lautete die einhellige Meinung der etwa 140 Teilnehmer des ersten Sommerfestes, das von der IG Metall Aalen und Schwäbisch Gmünd am Samstag organisiert worden war.
Anstatt zu einem Gartenfest oder einem Empfang in einer sterilen Halle waren Delegierte und Mitglieder mit ihren Familien ins Zirkuszelt im Gmünder Hölltal eingeladen worden, um sich abseits von Arbeitskampf und Wirtschaftskrise der Kultur zu widmen.
Schon die Anfahrt war ein Abenteuer, da das Hölltal gar nicht so leicht zu finden ist. Doch die Besucher wurden mit einer sehr außergewöhnlichen Kulisse belohnt. Mitten im Wald standen zwei rot-gelb gestreifte Zirkuszelte. Hier hat die Projektgruppe NewLimes e.V. wortwörtlich ihre Zelte aufgeschlagen.
Hauptschwerpunkt des Vereins ist die Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft zur Beschäftigungsförderung im Ostalbkreis (abo). Jugendliche unter 25 Jahren, die Hartz IV empfangen, sollen bei der Bearbeitung ihrer schweren Vermittlungshemmnisse produktiv unterstützt werden. Der NewLimes e.V. ist aus dem Theater der Stadt Aalen heraus entstanden. Im Verein arbeiten professionelle Schauspieler, Bühnen- und Kostümbildner sowie Mode-Designerinnen. In dem Projekt sind in diesem Sommer 25 Jugendliche für den kompletten Aufbau, die Organisation und die Durchführung des Theaterstücks, das am Samstag aufgeführt wurde, verantwortlich und lernen dabei viele verschiedene Berufe wie Schneider, Schreiner oder Veranstaltungstechniker kennen.
Justin Wöbs zum Beispiel will Fachkraft für Veranstaltungstechnik werden und konnte bereits ein vierwöchiges Praktikum bei Mixtown in Schwäbisch Gmünd machen. Daniel Röger, der gerne Mechatroniker lernen möchte, hat im Projekt bewiesen, dass er sehr zuverlässig ist und mit Begeisterung arbeiten kann.
Auf dem Programm stand das Märchen "Tintenherz", das von Gerburg Maria Müller, der Leiterin des Projekts, und dem Mannheimer Musiker Uli Krug umgesetzt worden war.
Die Festbesucher hatten sich schon auf einen gemütlichen Abend im Zirkuszelt eingestellt, als mitten in der Vorstellung der Ort der Aufführung gewechselt wurde. Anstatt die Szene auf der Bühne zu wechseln, verließen Publikum und Schauspieler das Zelt und gingen zu einer Freilichtbühne, wo das spannende Stück um Mo und seiner Tochter Meggie fortgeführt wurde. Hier herrschte nämlich der böse Capricorn, der herausgefunden hatte, dass Mo Geschichten aus Büchern lebendig werden lassen konnte. Nach einer weiteren Szene an einem Bachlauf, wo ein Mann auf einem Telefonhäuschen saß, und allerlei weiteren Verwicklungen ging es zum Finale zurück ins Zelt. Die hervorragenden Schauspieler des Ensembles spielten nicht nur auf den Bühnen, sondern auch mitten unter den Zuschauern, so dass jeder das Gefühl hatte, sich mitten in der Geschichte zu befinden. Auch die Jugendlichen waren beim Stück eingebunden und man spürte, dass sie mit Spaß dabei waren.
"Wir veranstalten dieses Sommerfest, um Dankeschön zu sagen.", sagte Roland Hamm, erster Bevollmächtigter der IG Metall Aalen und Schwäbisch Gmünd. Die Kolleginnen und Kollegen hätten die ganze Zeit mitgekämpft und es wäre an der Zeit sich auch mal unter anderen Umständen zu treffen. Gleichzeitig sei dies auch eine Gelegenheit, die fantastische Arbeit des NewLimes e.V. zu unterstützen. Im Schnitt würden 70 Prozent der Jugendlichen, die an dem Projekt teilnehmen, einen Ausbildungsplatz in einem Beruf finden, der ihnen auch Spaß macht, so Hamm.
Die Idee zu dem Sommerfest hatte Josef Mischko, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Aalen, nachdem er die Premiere des Theaterstücks gesehen hatte. Ein Jugendlicher, der für sich alleine, aus welchen Gründen auch immer, eigentlich keine Chance mehr habe, einen Ausbildungsplatz zu finden, erhalte hier eine Chance, sagte Mischko.
Die Besucher jedenfalls waren begeistert von der Vorstellung und ließen die Akteure erst nach einer Zugabe von der Bühne.
Joachim Ostowski
Ostalbpresse
Letzte Änderung: 28.07.2009