Triumph in Aalen
Wetzel: "Das Beschäftigungswunder Leiharbeit hat sich als Seifenblase erwiesen" - IG Metall handelt auf betrieblicher Ebene und fordert gesetzliche Rahmenbedingungen für die Leiharbeit
Frankfurt am Main - Die IG Metall hat die Bestrebungen der Verleihagenturen und ihrer Verbände, die Leiharbeit in Zukunft noch auszuweiten, kritisiert. "Das Beschäftigungswunder Leiharbeit hat sich als Seifenblase erwiesen", sagte der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel, am Mittwoch in Frankfurt.
Mehr als 200 000 Leiharbeitnehmer hätten seit Beginn der Krise allein in der Metall-, Textil- und Holzindustrie ihren Job verloren. "Zum großen Teil von heute auf Morgen, da wegen der geringen durchschnittlichen Beschäftigungsdauer kaum ein Kündigungsschutz bestand", kritisierte Wetzel.
Die Politik sei aufgefordert, die gesetzlichen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Leiharbeit auf ihren eigentlichen Zweck, nämlich kurzfristige Personalengpässe auszugleichen, zurückgeführt werde. Dazu müsse die Leiharbeit wirkungsvoll reguliert werden, damit der Gleichbehandlungsgrundsatz tatsächlich gelte und Missbrauch ausgeschlossen werde, forderte Wetzel.
Gleichzeitig verfolge die IG Metall weiterhin das Ziel, Leiharbeit auf betrieblicher Ebene zu regeln. Als aktuelles Beispiel nannte Wetzel eine mit der Logistikzentrale des Unterbekleidungsherstellers Triumph International AG in Aalen (Baden-Württemberg) getroffene Tarifvereinbarung. "Erstmalig wurde damit ein Tarifvertrag geschlossen, der für die nächsten drei Jahre den Einsatz von Leiharbeit als Ausnahme begrenzt und die gleiche Bezahlung wie für die Stammbeschäftigten sicherstellt", erläuterte Wetzel. Dieses Abkommen ermögliche die für ein Bekleidungsunternehmen wichtige Flexibilität und schließe Billiglöhne aus.
"Die Begrenzung und der Ausschluss von Dumpinglöhnen bei Leiharbeit wird Bestandteil von Zukunfts- und Beschäftigungssicherungsvereinbarungen sein", sagte Wetzel. Die IG Metall setze auch in der Krise ihren Weg fort, mit dem sie im Jahr 2008 über 400 betriebliche Besserstellungsvereinbarungen erzielt habe.
Damit werde jedoch keinesfalls die Politik aus ihrer Verantwortung entlassen. Jetzt müssten die gesetzlichen Grundlagen dafür geschaffen werden, dass im nächsten Aufschwung nicht die Anzahl prekärer Arbeitsverhältnisse explodiere. "Aus den Exzessen der letzten Jahre gilt es doch, Lehren zu ziehen. Wirtschaft muss den Menschen dienen. Exorbitante Profite und niedrigste Löhne waren Teil einer Strategie, die uns an den Rand einer wirtschaftlichen Katastrophe geführt haben," sagte Wetzel.
IG Metall Pressestelle
Letzte Änderung: 03.07.2009