Ausbildungs- und Beschäftigungsgipfel
AALEN (jo) - Mit dem Beschäftigungs- und Ausbildungplatzgipfel fordert die IG Metall Aalen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik auf, gemeinsam und offensiv den Auswirkungen der Krise in der Region zu begegnen.
Am Montagabend hatte die IG Metall Aalen Vertreter aus Wirtschaft und Politik zum Beschäftigungs- und Ausbildungsplatzgipfel ins Aalener Landratsamt geladen, um sie aufzufordern, gemeinsam den Auswirkungen der Krise in der Region zu begegnen und Lösungen zu suchen.
Für Josef Mischko, den zweiten Bevollmächtigten der IG Metall Aalen, stehen die Zeichen auf "Alarmstufe Rot". Wie Dominosteine würden die Betriebe umfallen und die 150 Milliarden Euro als Konjunkturhilfe würden nicht ausreichen, sagte er. Gerade jetzt sei es wichtig für die Zukunft und gegen die Krise zu handeln.
Der erste Bevollmächtigte Roland Hamm befürchtet einen "Tsunami" beim Arbeitsplatzabbau. Bis zu 20 Prozent Personalabbau habe in der ersten Phase der Krise stattgefunden. Betroffen davon wären hauptsächlich Leiharbeiter und befristet Beschäftigte. Nun drohe, nach Monaten der Kurzarbeit, in vielen Unternehmen die Fixkostenfalle, die sich kritisch auf die Liquidität auswirke, so Hamm weiter. Die Betriebe der Region seien meist Zulieferer und hätten in Zeiten der Hochkonjunktur nicht genügend Speck ansetzen können.
Die IG Metall sei verhandlungsbereit, aber nicht um jeden Preis. Sie setze hierbei den Focus auf gemeinsame Lösungen. Nicht die Beschäftigten, sondern die Arbeitgeber und Gesellschafter seien als erste zum Ausgleich der Verluste gefordert. Verluste könnten und dürften nicht eins zu eins von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ausgeglichen werden. Nur um den Preis der Beschäftigungssicherung werden sich die Beschäftigten anteilig am Ausgleich von Verlusten beteiligen.
Schließlich habe die Fixkostenfalle auch schon die Menschen erreicht. Nach Monaten mit Einkommenseinbußen hätten sie Schwierigkeiten, ihre Ratenkredite oder Hypotheken zu bedienen. Daher forderte Hamm die Banken auf, auf die hohen Zinsen für Überziehungskredite zu verzichten, wenn wegen Kurzarbeit die Einkommen niedriger seien.
Am Ende der Krise stehe ein Strukturwandel und nur wer hier rechtzeitig die Weichen stelle, könne auch wieder vorne mitfahren. Deshalb solle die Zeit der Kurzarbeit für Qualifikationen genutzt werden. Das Startkapital nach der Krise seien gut ausgebildete und qualifizierte Mitarbeiter.
Gleichzeitig forderte Hamm, dass die Rente mit 67 ausgesetzt werde. Wer 40 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt habe, solle auch schon mit 60 in Rente gehen können. Die Rente mit 67 blockiere zwei Generationen von Auszubildenden.
Landrat Klaus Pavel sieht in der Ausbildung die größten Chancen. Er forderte die Betriebe auf, nachhaltig Ausbildungsplätze bereitzustellen und nicht am falschen Ende zu sparen. Auch für ihn sei ein hohes Beschäftigungsniveau das gemeinsame Ziel.
Jörn Makko, Geschäftsführer von Südwestmetall, bezeichnete die Lage als sehr ernst und begrüßte die Initiative der IG Metall. Seit Monaten würde der Arbeitgeberverband seine Mitglieder intensiv schulen und Ratschläge geben, wie Kurzarbeit sinnvoll genutzt werden könne. Allerdings befürchte er, dass die Überwindung der Krise nicht ohne Entlassungen vonstatten gehen werde.
Hier hakte Hans-Joachim Gulde, Chef des Arbeitsamtes Aalen, ein. Das Arbeitsamt zähle zurzeit 10.000 Kurzarbeiter. Er erinnerte daran, dass es 1994 16.000 Kurzarbeiter in der Region gegeben habe und forderte die Personalverantwortlichen auf, sich durch die Qualifikation der Beschäftigten auf den nächsten Aufschwung vorzubereiten. Durch Weiterbildung in Kurzarbeit könnten die Betriebe die Sozialversicherungsbeiträge zu 100 Prozent einsparen.
Roland Hamm wertete den Ausbildungs- und Beschäftigungsgipfel als gelungenen Auftakt. Aber man dürfe und könne sich damit nicht zufrieden geben. Es brauche den Druck aus den Betrieben, es brauche den öffentlichen Protest der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, damit Ausbildung und Beschäftigung im Ostalbkreis gesichert blieben. Die IG Metall werde alle Beschäftigten zu einer Protestwoche Anfang Mai aufrufen.
Letzte Änderung: 29.04.2009