Tarifrunde M+E - Forderungsdiskussion
◾Beschäftigten-Befragung gibt klaren Auftrag zur Steigerung der Einkommen
◾Bis 30. Juni wird Höhe der Forderung breit diskutiert
◾Hohe Erwartungen versus Unsicherheiten durch Krieg und Corona-Lockdown
Stuttgart. Die IG Metall Baden-Württemberg stimmt die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie mit einer Befragung auf die nächste Tarifrunde im Herbst ein. Wie ist die wirtschaftliche Lage im Betrieb? WelcheForderung ist Dir wichtig? Und bist Du bereit, in der Tarifbewegung mitzumachen? Diese und weitere Fragen können die Beschäftigten noch bis Ende des Monats online oder auf Papier beantworten, die Ergebnisse fließen in dieEntscheidung der Tarifkommission zum Forderungsbeschluss Ende Juni ein.
Bezirksleiter Roman Zitzelsberger: "Bis heute haben rund 30.000 Beschäftigte im Südwesten ihre Stimme abgegeben, davon etliche Nicht-Mitglieder. Dabei zeigt sich schon jetzt, dass die klare Priorität auf einerdeutlichen Erhöhung der Einkommen liegt, die in die Tabellen einfließt."
Spätester Verhandlungsbeginn der diesjährigen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie ist der 16. September 2022. Am 30. Juni beschließen die Tarifkommissionen bundesweit ihre Forderung, neben der Befragung informierendie regionalen IG Metall-Geschäftsstellen seit Wochen auf sogenannten Tarifkonferenzen über die Tarifrunde und werben um Aktive. Die Entgelttarifverträge laufen zum 30. September aus, die Friedenspflicht endet am 28.Oktober 2022.
Dritte Tarifrunde unter besonderen Herausforderungen
Die vergangenen zwei Tarifrunden haben unter Pandemie-Bedingungen stattgefunden, spätestens seit Putins Angriffskrieg ist klar, dass auch die Tarifrunde 2022 unter besonderen Herausforderungen steht. Zitzelsberger: "Der Krieggegen die Ukraine und der Corona-Lockdown in China sorgen allerorten für Lieferengpässe und treiben die Inflation nach oben. Das ist natürlich eine belastende Situation für die Unternehmen, aber auch für dieBeschäftigten. Sie leiden besonders unter den stark gestiegenen Preisen an der Tankstelle, im Supermarkt oder auf der Nebenkostenabrechnung und brauchen dringend mehr Geld zum Erhalt ihrer Kaufkraft. Und die meisten Unternehmenkönnen das auch problemlos aus ihren guten Gewinnen finanzieren."
Nach der jüngsten Betriebsräte-Befragung der IG Metall in ihren Branchen im Südwesten bewerten 40 Prozent die wirtschaftliche Lage als "gut" beziehungsweise "sehr gut", weitere 34 Prozent schätzen die Lage als"normal" ein. 25 Prozent benennen die Lage als "schlecht" oder "sehr schlecht". Was die Zukunftsaussichten betrifft gehen 38 Prozent von einer "guten" bis "sehr guten" Entwicklung aus, 39 Prozent erwarten normale Geschäfte. Als"schlecht" werden die Aussichten von 21 Prozent bewertet. Generell hat der Optimismus gegenüber der letzten Befragung im Februar 2022 leicht nachgelassen. In mehr als der Hälfte der Betriebe sind derzeit Sonderschichten undMehrarbeit geplant, über 40 Prozent planen Neueinstellungen und mehr als 70 Prozent bewerten die Ertragslage als "neutral" oder "unkritisch".
Arbeitgeber müssen Verantwortung als Sozialpartner gerecht werden
In der kommenden Tarifrunde sitzt Zitzelsberger mit Joachim Schulz - seit Mai Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Südwestmetall - ein neuer Verhandlungspartner gegenüber. Gegenüber Medien hatte Schulz jüngsterklärt angesichts stark steigender Kosten "eigentlich keine Spielräume für Lohnerhöhungen" zu sehen. Zitzelsberger teilt die Sorgen über die wirtschaftlichen Unsicherheiten, die insbesondere durch eindrohendes Gasembargo weiter verschärft würden. Andererseits verbuchten etliche Unternehmen Rekord-Auftragseingänge, die sie nur aufgrund von Lieferproblemen nicht bedienen könnten. Gerade in einer solchen Situationseien die Sozialpartner gefragt: "Gemeinsam müssen wir kluge Lösungen zugunsten der Beschäftigten und damit auch der Unternehmen finden. Als Sozialpartner sind wir hierfür die Schlüsselfiguren und haben in denvergangenen beiden Corona-Jahren Augenmaß bewiesen. Umso wichtiger ist es jetzt, dass wir den Kaufkraftsorgen der Beschäftigten eine angemessene Entgelterhöhung entgegenstellen und die wirtschaftliche Nachfrage am Laufen halten."
Zudem sei in Anbetracht steigender Energie- und Rohstoffkosten die Politik gefordert, Maßnahmen zur Stabilisierung zu ergreifen und für Entlastungen der Bürger zu sorgen. Zitzelsberger: "Selbstverständlich werdenwir sämtliche Risiken bei der Forderungsdebatte berücksichtigen und die Situation gegebenenfalls neu bewerten. Unser Hauptaugenmerk in der anstehenden Tarifrunde liegt aber auf einer tabellenwirksamen Entgelterhöhung,diesen Auftrag haben uns die Beschäftigten unmissverständlich erteilt." Ob die Forderung der IG Metall darüber hinaus weitere Komponenten enthalte, werde die Diskussion zeigen.
IG Metall-Listen setzen sich bei Betriebsrats-Wahlen durch
Ebenfalls noch bis Ende Mai laufen die Betriebsratswahlen, auch hierbei ist die Botschaft der Beschäftigten klar, so Zitzelsberger: "In unseren Branchen ist es gelungen, die Zahl der Mandate zu halten oder sogar zu steigern, dassehen wir als klare Bestätigung unserer Arbeit." Dabei sei besonders erfreulich, dass die IG Metall auch in Unternehmen punkten konnte, wo sie bisher kaum oder gar nicht vertreten war - zum Beispiel beim Ventilatorenherstellerebm-papst in Mulfingen, der Walldorfer Konzernmutter SAP SE oder dem Schraubenkonzern Würth in Künzelsau. In allen drei Unternehmen holten die Listen der Gewerkschaft die meisten Stimmen.
Letzte Änderung: 02.06.2022