Tarifabschluss bei Holz und Kunststoff
- Beschäftigte erhalten Corona-Prämie und 4,9 Prozent mehr Entgelt in zwei Stufen
- Ergebnisse zu allen drei Metall-Forderungen erzielt
- Mehr als 10.000 haben bei Warnstreiks und Aktionen Druck gemacht
Stuttgart/Friedrichshafen. Die rund 30.000 Beschäftigten in Holz- und Kunststoffbetrieben verdienen ab April 2022 deutlich mehr. Dann steigen die Einkommen zunächst um 2,7 Prozent, ein Jahr später zum 1. April 2023 gibt es
eine weitere Erhöhung um 2,2 Prozent. Für Auszubildende wurde eine überproportionale Erhöhung erreicht, ebenfalls in zwei Schritten. Zuvor erhalten die Beschäftigten eine Corona-Prämie von 385 Euro,
Auszubildende und dual Studierende bekommen 200 Euro. Darauf hat sich die IG Metall Baden-Württemberg in der Nacht zum Mittwoch mit den Arbeitgebern verständigt, der Einigung waren mehrwöchige Warnstreiks mit über
10.000 Beteiligten vorausgegangen. Weiterhin wurden Verbesserungen bei der Altersteilzeit und Ausgleiche für besonders belastete Beschäftigte vereinbart.
Yvonne Möller, Verhandlungsführerin der IG Metall Baden-Württemberg: "Nach sehr zähen Verhandlungen mit anfänglich großer Verweigerungshaltung seitens der Arbeitgeber haben wir ein gutes Ergebnis erzielt und
Lösungen für alle unsere Forderungen gefunden. Insbesondere der vereinbarte Ausgleich für belastete Beschäftigte ist ein großer Erfolg." Zuvor hatten sich allein über 4500 Beschäftigte an einer
sogenannten "Belastungswoche" beteiligt und auf Plakaten ihre Beschwerden im Arbeitsalltag dokumentiert. "Die Arbeitgeber haben verstanden, dass wir es ernst meinen. Dies ist dem großen Engagement der Beschäftigten bei
Warnstreiks und Aktionen geschuldet", so Möller.
Ferner wurde der Demografie-Tarifvertrag wieder in Kraft gesetzt und der vorhandene Demografie-Fonds wird von derzeit 300 Euro bis Anfang 2024 auf insgesamt 700 Euro pro Jahr und Beschäftigtem aufgestockt. Davon stehen 600 Euro
für Altersteilzeit zur Verfügung. Weitere 100 Euro werden ab 2023 als Entlastung für besonders belastete Beschäftigte im Drei-Schicht-Betrieb angespart, die zwischen einem Ausgleich in Geld und zusätzlicher
freier Zeit wählen können.
Möller: "Mit der Erhöhung des Fonds wird es endlich möglich, eine relevante Anzahl an Altersteilzeit in den Betrieben zu ermöglichen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag für den anstehenden
Generationswechsel und schaffen Ausgleichsmöglichkeiten für besonders Belastete - das war längst überfällig." Per Betriebsvereinbarung kann der Kreis der Anspruchsberechtigten erweitert werden, zudem kann das
Geld für betriebliche Gesundheitsförderung verwandt werden. Ab 2025 ist der Demografie-Betrag tarifdynamisch und steigt mit jeder Tariferhöhung.
Nach Niedersachsen ist Baden-Württemberg der zweite Bezirk mit einem Tarifergebnis in der Holz- und Kunststoffbranche. Der Tarifvertrag läuft bis Ende November 2023.
Letzte Änderung: 22.10.2021