IGM Jugend fordert Perspektiven
-In der Corona-Pandemie haben viele junge Menschen keine Ausbildung begonnen
-Zahl der Ausbildungsplätze in von IG Metall betreuten Betrieben im Südwesten sinkt das zweite Jahr in Folge
-Gewerkschaft sieht Unternehmen und Politik in der Pflicht
Stuttgart. Homeoffice, Homeschooling, reduzierte Kontakte: Die Corona-Pandemie hat jungen Menschen vielfältige Belastungen beschert. Nun kommen noch schlechtere Zukunftschancen aufgrund fehlender Ausbildungsplätze hinzu.
Die IG Metall Jugend Baden-Württemberg warnt vor Gefahren für das Gelingen der Transformation, bei der gut ausgebildete Fachkräfte dringend benötigt werden. Sie fordert von den Betrieben die Wahrnehmung ihrer sozialen
Verantwortung und von der Politik eine Ausbildungsplatzgarantie.
2500 Ausbildungsplätze weniger verzeichnet die IG Metall Baden-Württemberg seit 2019 in ihren betreuten Betrieben, in manchen Regionen sind die Zahlen potenzieller neuer Azubis in den vergangenen zwei Jahren um mehr als ein
Drittel zurückgegangen. Das haben aktuelle Umfragen unter Betriebsräten in den von der IG Metall betreuten Betrieben ergeben. "Die Ausbildungsberufe verändern sich zunehmend, um der Transformation und insbesondere der
Digitalisierung gerecht zu werden. Die Betriebe brauchen dringend Personal, sparen aber an Ausbildungsplätzen. Diese Sparpläne sind viel zu kurz gedacht", kritisiert Christian Herbon, Bezirksjugendsekretär und
Tarifsekretär der IG Metall Baden-Württemberg.
"Generation Corona" schreckt Bewerber ab
Verschärft wird das Problem der gesunkenen Ausbildungszahlen dadurch, dass die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber dieses Jahr ebenfalls zurückgegangen ist. Nicht weil es zu wenig junge Menschen gibt, die ihren Start ins
Berufsleben mit einer Ausbildung beginnen könnten, sondern weil sie nicht zur "Generation Corona" gezählt werden möchten. Viele junge Menschen warten nach Informationen der IG Metall ein Jahr ab, indem sie beispielsweise
die Abschlussklassen wiederholen oder ein Jahr mit anderen Tätigkeiten überbrücken. Dieser Sondereffekt sorgt dafür, dass voraussichtlich auch nächstes Jahr erneut weniger Ausbildungsplätze angeboten werden.
Zugleich steigt dann die Anzahl der jungen Menschen die einen Ausbildungsplatz suchen. "Dieser Abwärtsstrudel muss schnellstens gestoppt werden", so Herbon.
Die Junge IG Metall Baden-Württemberg fordert daher die künftige Bundesregierung auf, für die junge Generation eine Ausbildungsplatzgarantie mit Umlagefinanzierung zu schaffen. Betriebe die ihrer sozialen Verantwortung zur
Ausbildung nicht gerecht werden, sollen in einen Fonds zahlen, von dem wiederum andere Betriebe profitieren können. In den Unternehmen müsse es ebenfalls ein Umdenken geben, meint Herbon: "Wer seinen Fachkräftemangel
decken will, muss entsprechende Angebote zur Ausbildung machen und darf sich nicht aus der Verantwortung ziehen."
Jedes Jahr starten in Baden-Württemberg über 70.000 junge Menschen über eine duale Ausbildung ins Berufsleben, davon entscheidet sich üblicherweise über die Hälfte für eine IG Metall-Branche. Der
Rückgang in diesen Branchen fiel nach IG Metall-Informationen im jüngst begonnenen Ausbildungsjahr überproportional aus. Hinzu kommen immer mehr dual Studierende, für die die IG Metall in all ihren Branchen
verpflichtende Angebote zur Übernahme anstrebt. Diese sowie weitere Forderungen zur Verbesserung von Ausbildung und dualem Studium wird die Junge IG Metall auch beim Fairwandel-Aktionstag am 29.Oktober in Stuttgart vertreten.
Letzte Änderung: 14.10.2021